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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Es finden sich dort Vierzeiler-Zyklen, die technische Details <strong>des</strong> Teepflanzens, <strong>des</strong><br />

Fischfangs und <strong>des</strong> Holzfällens beinhalten. Freilich dienen diese vor allem als Material, um<br />

die Gedanken <strong>des</strong> Rückzugs aus dem öffentlichen Leben, der Naturnähe, <strong>des</strong> ärmlichen, aber<br />

freieren Lebens in bereits bekannten Topoi zum Ausdruck zu bringen. 408 Sie beweisen aber<br />

auch, wie sehr Lu tatsächlich mit den <strong>Werk</strong>zeugen und Arbeitsweisen der Landbevölkerung<br />

vertraut war. Er bemühte sich ernstlich darum, dem Alltäglichen in seiner persönlichen<br />

Umgebung den Zugang in seine Dichtung zu öffnen, indem er eine Verbindung zum Bereich<br />

<strong>des</strong> Außergewöhnlichen, in <strong>des</strong>sen Grenzen Dichtung nur möglich schien, suchte. So heißt es<br />

im Vorwort zu den „Gedichten über die <strong>Werk</strong>zeuge <strong>des</strong> Fischfangs“ 漁具詩, nach einer<br />

langen Aufzählung und inhaltlichen Umschreibung einzelner <strong>Werk</strong>zeuge - wie Reusen,<br />

Speere, Pfeile, Boote, Körbe, Ruten u.a. - gegen Ende:<br />

(Die Namen) all dieser (<strong>Werk</strong>zeuge) gehen aus poetischen Schriften und diversen anderen<br />

Überlieferungen hervor. Wenn nun das, was man heute darüber zu sehen und zu hören<br />

bekommt, dort nachgeprüft und angetroffen werden kann, so ist es nicht verfälscht.“ 409<br />

Während Yang Wanli an Lu die stilistische Strenge seiner Dichtungen hervorhebt, betonte<br />

dieser an seiner eigenen Person lieber das Gegenteil. Auch die offizielle Historiographie<br />

kommt dem Bild, das er selber und seine Zeitgenossen von ihm aufrecht hielten, soweit<br />

entgegen: „Er reiste nicht zu Pferde, sondern nutzte das Boot, in dem er, die Sitzmatte<br />

ausbreitend, mit Büchern, Teeherd, Schreibzeug und Angelgerät beladen, hin- und herfuhr.<br />

Zu Lebzeiten ward er ‘Der Gelöste auf Flüssen und Seen’ ... genannt.“ 410 Mit diesem<br />

selbstgewählten Beinamen trieb Lu Guimeng ein Wort- und Gedankenspiel, dem zu<br />

entnehmen ist, daß er seinen Rückzug aus der Gesellschaft nicht ohne Humor, aber durchaus<br />

mit philosophischem Ernst reflektierte. Im Vorwort zu einem langen Gedicht unter dem Titel<br />

„<strong>Das</strong> Lied <strong>des</strong> Gelösten auf den Flüssen und Seen“ (<strong>Jiang</strong>hu san ren ge) scheint es, als wolle<br />

Lu in einem Wortspiel mit dem Schriftzeichen san („loslösen“; „sich freimachen“;<br />

408 Fischfang und Holzschlagen sind als klassische Motive der „Eremitendichtung“ in poetischen Texten niemals<br />

als das anzusehen, was sie tatsächlich waren, nämlich auf einfache profane Zwecke gerichtete, mit der Person<br />

<strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> real verbundene Tätigkeiten. Sie verkörpern vielmehr <strong>des</strong>sen Sehnsucht oder einen versteckten Teil<br />

seiner Persönlichkeit. (Vergleiche Debon; Chinesische Dichtung; Stichwort: „Eremitendichtung“, S. 54)<br />

409 Quan Tang shi (QTS); J. 620, S. 7134<br />

410 Xin Tang shu; S. 5613<br />

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