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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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durch <strong>Das</strong> Lied <strong>des</strong> Greisenhaupts vertreten - vor das im Kollektiv angeredete Gegenüber<br />

gestellt wird.<br />

Vers 19 ist das vieldeutigste Zitat <strong>des</strong> Gedichtes, das einen berühmten viersilbigen Vers<br />

<strong>des</strong> Cao Cao (155-220) vollständig in den Text überträgt, wobei offenbar absichtlich in Kauf<br />

genommen wird, daß Wortlaut und Inhalt auf den ersten Blick zusammenhanglos wirken. Der<br />

Vers und der ihm vorausgehende werden hier nach der Prosaübersetzung von Zachs, deren<br />

eingegliederte inhaltliche Ergänzungen den Sinnzusammenhang überschaubarer machen, zum<br />

Vergleich gegeben 610 :<br />

Jetzt beim hellen Mondschein sind nur wenige Sterne zu sehen; Raben und Elstern fliegen<br />

nach Süden (d.h. viele Leute fliehen vor den Unruhen nach Süden).<br />

Dreimal fliegen sie um den Baum (im Süden) herum auf der Suche nach einem Zweig, wo<br />

sie sich niederlassen können (d.h. Du hast noch keinen sicheren Zufluchtsort gefunden;<br />

komme daher zu mir).<br />

Zum Schluß also wiederum ein ausdrucksstarkes Bild <strong>des</strong> Haltlosen, diesmal eher unter<br />

dem Einfluß der Zeitläufte, als im Gewahren <strong>des</strong> eigenen Alterns. Anstelle der Selbstreflexion<br />

ist eine Reflexion <strong>des</strong> Zeitgeschehens getreten, die erste Person bleibt konstitutives Element<br />

der Aussagestruktur, doch mit Bezug auf einen eigentlichen „Erlebnisgehalt“ werden die<br />

wesentlichen Inhalte auch jetzt nicht konkreter. Anspielungen und Zitate, die in der zweiten<br />

Strophe in fast derselben Dichte vorhanden sind wie in der ersten, kreisen um den Gedanken<br />

der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit, die ebenso die äußere Welt wie das eigene Leben<br />

beherrscht. Damit wird auch hier, wie über das ganze Gedicht, die erste Person offen<br />

gehalten; d.h. sie stellt sich nicht und bekennt sich nicht eindeutig zu den durch sie im Text<br />

zusammenhängenden Wahrnehmungen, sondern ordnet diese lediglich einer abstrakten Idee<br />

unter, die hier offenbar als die Antwort <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> auf das äußerst konkret und schmerzhaft<br />

Erfahrene, den plötzlichen Verlust seines Hab und Guts, gedacht ist.<br />

Der Verlust seines Hauses und vermutlich eines Großteils seines Besitzes durch den<br />

Stadtbrand, zusammen mit den Schwierigkeiten, die ohnedies nach dem Tod <strong>des</strong> Zhang Jian<br />

vorhanden waren, muß ein ähnlich tiefer biographischer Einschnitt wie das Verlassen der<br />

Heimat fast zwanzig Jahre früher gewesen sein. Nicht umsonst klingt aus Anlaß <strong>des</strong><br />

Stadtbran<strong>des</strong> das Motiv der “Reisen von einst” überraschend in einem ci an, und aus<br />

demselben Grund stehen in der zweiten Strophe die Umwälzungen der Zeit parallel zum<br />

610 Chinesische Anthologie; XXVII, 25, S. 479<br />

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