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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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entfalten, Teil einer in verschiedenen poetischen Stoffen angesiedelten, scheinbar nicht<br />

abgeschlossenen Selbstreflexion. Die Gedichte folgen sich unmittelbar an zweiter und dritter<br />

Stelle <strong>des</strong> Zyklus:<br />

(2)<br />

Im blassen Mondschein, wenn am Strand vorüberstreicht der Wind,<br />

Lieg’ ich, schau’ zu, wie in das Glas das Bild der Wolken dringt.<br />

Jäh zieht ein leichtes Boot über den Fensterrand zur Seite fort,<br />

So daß ein Zweigpaar grünen Schilfs nach seinem Ruder schwingt.<br />

(3)<br />

Wenn Herbstwind Kummer tiefer um verworr’ne Berge webt,<br />

Die Silberflut auf tausend qing erstarrt und sich nicht hebt...<br />

Hält an dem Deich ein buntes Boot, steht auf dem Deich ein Pferd -<br />

Ein Paar, so unbesorgt, im Wind von Weidengrün umschwebt.<br />

湖上風恬澹月時<br />

臥看雲影入玻璃<br />

輕舟忽向窗邊過<br />

搖動青蘆一兩枝<br />

秋風低結亂山愁<br />

千頃銀波凝不流<br />

隄畔畫船隄上馬<br />

綠楊風裏兩悠悠<br />

Da das Reimwort <strong>des</strong> Schlußverses <strong>des</strong> zweiten Gedichtes you-you (in der Übersetzung<br />

hier vor der Versmitte: so unbesorgt) alles andere als semantisch leicht festlegbar ist, bleibt<br />

zunächst als letzter Halt nur die Gewißheit, daß es sich auf das ihm in der chinesischen<br />

Syntax unmittelbar vorausgegangene liang (i.d. Übersetzung nachgestellt: das Paar) bezieht.<br />

Die Grundbedeutungen von you-you 133 reichen von „ungestörter Ruhe“ 閑暇 (xianxia) im<br />

Einverständnis mit dem eigenen <strong>Das</strong>ein am gegenwärtigen Ort, über „Nachdenklichkeit“ 思<br />

(si), „Kummer“ 憂思 (yousi), „Unterwegssein“ 行 (xing), bis zu „räumlicher Weite“ 遠<br />

(yuan). Meine Entscheidung als Übersetzer begründe ich in diesem Fall damit, daß sich die<br />

inhaltliche Spannung in beiden Gedichten aus einem Gegensatz zwischen der Situation <strong>des</strong><br />

einsamen, selber kaum hervortretenden Subjekts und der jenes Paares, das in seiner<br />

Zweisamkeit zum Anlaß einer Erinnerung wird, aufbaut. Dieser Gegensatz der inhaltlichen<br />

Struktur drängt auf einen bildlichen Kontrast, der im ersten Gedicht in der Weite der<br />

nächtlichen Seelandschaft und der Enge <strong>des</strong> Raumes hinter dem Fenster, im zweiten Gedicht<br />

aber durch die beklommene Herbstanfangsstimmung, die die Weite der Landschaft zu erfüllen<br />

scheint und durch die davon offenbar kaum beeinträchtigte Stimmung <strong>des</strong> Liebespaares, das<br />

einen Moment seines <strong>Das</strong>eins genießt, ausgedrückt wird.<br />

133 ZWDCD: 10957.8.1, 2, 3, 4, 5.<br />

76

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