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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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zurück. In späteren Übernahmen dieser formalen Verskonstruktion wird dann der leere<br />

Ausgang der Suche, das Scheitern <strong>des</strong> Reiseunternehmens wiederholt.<br />

Eine weitere Gemeinsamkeit von <strong>Jiang</strong> und Lu ist, daß zwischen den<br />

Reisenden/Suchenden und die „göttliche“ Natur der Filter der subjektiven, in ihrem<br />

Erkenntnisvermögen begrenzten und daher dem Zufall ausgesetzten Wahrnehmung<br />

geschoben wird. <strong>Das</strong> schlägt sich vor allem darin nieder, daß die Wahrnehmung den Launen<br />

der Witterung oft hinterherzueilen scheint. Sprunghafte Situationsänderungen wie oben bei<br />

Lu - Vers 5 und 7 -, bei denen der Ruck in der Wahrnehmung durch temporale<br />

Adverbialbestimmungen wie Zur Zeit ist grade (dang shi...) oder Im Nu ist’s (zha ru...)<br />

sprachlich verstärkt wird, finden sich bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in den ersten sieben Gedichten relativ<br />

häufig 471 ; später wird, wie vormals bereits erläutert wurde, die Dynamik <strong>des</strong> Geschehens<br />

durch die umfangreicheren „Berggedichte“ verlangsamt, womit auch diese Stilfiguren<br />

verschwinden.<br />

Ein gutes Beispiel für den Zusammenhang von Zeitsprüngen und unwillkürlichen<br />

Wahrnehmungsänderungen ist der folgende Text:<br />

(3)<br />

Der „Neunerberg“ gleicht den Häuptern von Pferden,<br />

Die einzeln vom Dongting fortstieben.<br />

Ein kleines Boot fuhr unter ihm her,<br />

Welch ein Glück, daß die Wellen eben blieben<br />

Jäh zog ein wütender Sturm vor uns auf,<br />

Und das Boot schien mithin so leicht wie ein Blatt.<br />

Mal stieg es Hänge tausend Klafter hinauf,<br />

Mal fiel es in Mulden tausend Klafter hinab.<br />

Als wir uns umsah’n nach dem Neun-Pferde-Berg,<br />

Kämpfte er just mit gewaltigen Wellen:<br />

Wie fliegende Banner und Wurfgeschosse,<br />

Die wild an den Stadtmauern Suiyangs zerschellen.<br />

Dann aber wie weiße Löwen, die unter dem Berg<br />

Mit gesträubten Mähnen zum Ansprung sich stellen!<br />

九山如馬首<br />

一一奔洞庭<br />

小舟過其下<br />

幸哉波浪平<br />

大風忽怒起<br />

我舟如葉輕<br />

或上千丈坡<br />

或落千丈坑<br />

回望九馬山<br />

政與大浪爭<br />

如飛鵝車砲<br />

亂打睢陽城<br />

又如白獅子<br />

山下跳猙獰<br />

471 Auch lokale Adverbialbestimmungen, wie „Hier in der Mitte...“ (shi zhong...; Gedicht 2, Vers 7 etc.), werden<br />

von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zur Ergänzung der Zeitsprünge benutzt. Siehe Gedicht 2, wie oben und Vers 18; Gedicht 3, siehe<br />

weiter unten; Gedicht 5, Vers 11; Gedicht 6; Vers 3 & 11<br />

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