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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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ausgeführt worden war, in knappester Form nachskizziert, aber auch durch den fremden<br />

Kontext, auf den die deutlich erkennbare Anspielung verweist, aus der direkten Verbindung<br />

mit der Biographie <strong>des</strong> Autors gelöst.<br />

Der folgende Vers 4 enthält eine Anspielung auf den Dichter Lin Bu (967-1028), der als<br />

Privatmann auf dem Waisenberg bei Hangzhou lebte und dort den Großteil seines lyrischen<br />

<strong>Werk</strong>s schuf, in dem vor allem die Gedichte auf die „Winterpflaumen“ (prunus mume), die<br />

auch unter den Motiven von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s yongwu-Dichtungen am häufigsten vertreten sind,<br />

seinen späteren Ruhm mitbegründeten. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> vergleicht sich selber nicht nur hier mit<br />

diesem Dichter, auch zwei seiner berühmtesten ci auf Winterpflaumen wurden nach den<br />

Anfangssilben eines damals jedermann bekannten Verspaares <strong>des</strong> Lin Bu “Dunkler Duft” (An<br />

xiang) und “Schüttere Schatten” (Shu ying) benannt. Der besondere Reiz der Dichtungen Lin<br />

Bus bestand in einer ungewöhnlich ausstrahlenden Nähe zu kleinen Dingen und deren<br />

Umgebung bzw. zu immer wieder neu besungenen Ausschnitten der Westseelandschaft bei<br />

Hangzhou, und machte, da auf Anspielungen und gesellschaftskritische Allegorie weitgehend<br />

verzichtet wurde, eine radikale Abwendung von allem, was dem bewußt minimierten<br />

poetischen Kosmos <strong>des</strong> Lin Bu nicht innewohnte, zur Voraussetzung. Der Gegensatz zu Qu<br />

Yuan, der sich in seinen eigenen Dichtungen als tragischen Helden zeichnet, könnte<br />

deutlicher nicht sein und ist hier mit Sicherheit beabsichtigt. Die Anspielung auf den stillen<br />

Ort...am Waisenberg charakterisiert einen Lebensabschnitt, der von dem der “Reisen von<br />

einst” verschieden ist. Nicht mehr Suche und Streben bis an den Rand der Verzweiflung<br />

bestimmen das Leben, sondern stille Hingabe an die kühlen Reize der Winterpflaumenblüten,<br />

also jene geistige Haltung, die sich, mit vergleichendem Blick auf dasselbe Phänomen in der<br />

europäischen Kulturgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte, als Ästhetizismus bezeichnen<br />

läßt. 606<br />

Die Verse 6 bis 8 scheinen den Lebenswandel <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>, vor allem während der Jahre<br />

im Haus <strong>des</strong> wohlhabenden und gastfreundlichen Zhang Jian, anzudeuten. Mädchen aus Liao<br />

und Knaben aus Cang sind parallele Bezeichnungen für Haussklaven, die aus den feindlich<br />

besetzten Nordgebieten stammten und nicht-han-chinesischen Völkerschaften angehörten. 607<br />

So wird in den streng parallel gebauten Versen 6 und 7 auch ein Einfluß der feindlichen<br />

Zerspaltenheit „unter dem Himmel“, die bis in das gesellschaftliche Leben hineinwirkte,<br />

deutlich. Diese Andeutung bleibt vorerst innerhalb der ersten Strophe vereinzelt - ein<br />

Streiflicht nach außen, das in der weitgehend nach innen gerichteten Beschreibung der<br />

Lebensphasen aufmerken läßt? Vers 9 enthält mit der Bezeichnung Blautor eine<br />

606 Wilpert, Gero v.; Sachwörterbuch; S. 9f.<br />

607 ZWDCD:21159 & 1011<br />

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