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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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wie hier weckt es Erinnerung an Vergnügungen im Frühling und Sommer, Spaziergänge und<br />

Stelldicheins. <strong>Das</strong> Motiv scheint im Vergleich zu Vers 2 wiederum ein anderes, nämlich das<br />

der melancholischen Sehnsucht nach einer vergangenen Liebe, das nach Xia eine<br />

Schlüsselfunktion in der ci-Dichtung <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s inne hat.<br />

Erst mit dem Schlußvers werden die in eine Beschreibung der Landschaft eingebetteten,<br />

persönlichen Motive, die ganz unterschiedlichen Erfahrungsbereichen zuzuordnen sind, in<br />

einem Punkt gebündelt: Nur Dichter und Boot auf dem Heimweg... . Doch gerade in diesem<br />

Nur... liegt der Schnittpunkt, vollzieht sich die entscheidende Wende <strong>des</strong> Gedichts. Die bis<br />

dahin verborgene Perspektive, aus der die landschaftliche Umgebung gesichtet wurde und<br />

von der die Gedankenfäden ausgingen, die jene disparaten Bereiche einer bestimmten<br />

Lebenserfahrung auf engstem Raum verknüpfen, wird aufgegeben und rückt selbst in die<br />

Bildmitte. Nur Dichter und Boot tragen eine sichtbare Regung in diese stumme,<br />

zurückweisende Umgebung und die bleibt einzigartig innerhalb <strong>des</strong> Bildabschnittes, auf den<br />

durch den letzten Vers geschaut wird. Die absolute Einheit von Boot und Dichter, deren<br />

Rückkehrbewegung scheinbar nichts tangiert, wird in einer nur der Schriftsprache eigenen<br />

Kürze und Präzision durch das Zeichen ¤@ (yi; „eins“, „vereint“) bekräftigt. Um in der<br />

deutschen Übersetzung eine sinngemäße Adäquatheit zu erreichen, wurde hier statt<strong>des</strong>sen zu<br />

einer scheinbar vom Wortsinn abweichenden Formulierung - sich selbst überlassen -<br />

gegriffen.<br />

Auch hier wird also eine Art der „Loslösung“ erkennbar, die zum großen Teil durch die<br />

Gedichtstruktur (Perspektivwechsel) wirksam wird, aber durch die klare Aussage Nur Dichter<br />

und Boot auch inhaltlich Gestalt annimmt. Denn ob <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in jenem Dichter etwa sich<br />

selber sieht oder auch Lu Guimeng, <strong>des</strong>sen idealisiertem Portrait die hiesige Darstellung sehr<br />

nahe kommt, bleibt völlig offen. Es ist also auch eine Befreiung aus den Fesseln <strong>des</strong><br />

Schicksals, die durch jenen Rückzug in die Rolle <strong>des</strong> einsamen <strong>Dichters</strong> - sprich: in die<br />

Dichtung - angestrebt wird.<br />

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