29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gesang:... Einen Gegenstand benennen heißt Dreiviertel <strong>des</strong> Genußes am Gedicht<br />

unterschlagen, der darin besteht, zu erraten, nach und nach; ihn suggerieren, das ist der<br />

Traum. Was ein Symbol ausmacht, ist die vollkommene Handhabung dieses geheimnisvollen<br />

Wunders: hervorrufen ein Ding, Schritt für Schritt, um einen Zustand der Seele aufzuzeigen<br />

oder umgekehrt, ein Objekt wählen und aus ihm eine Stimmung ablösen mittels einer Reihe<br />

von Umschreibungen. 587<br />

Zu einem Exkurs in die Komparatistik besteht hier wie gesagt kein Anlaß, doch wenn<br />

schon Liu nicht darauf verzichten wollte, einen Hinweis in diese Richtung zu geben, so kann<br />

dieses als weiterer Anstoß verstanden werden. Schließlich ist das Lesen- und Kennenlernen<br />

von Dichtung im Fall klassischer chinesischer Lyrik um so mehr auf derartige Anstöße<br />

angewiesen, als der Wandel und die Verschiedenheit ästhetischer Werte und <strong>des</strong> Geschmacks<br />

in den einzelnen Epochen aus westlicher Sicht nach wie vor weitgehend unbeurteilt bleiben.<br />

Die Evidenz ästhetischer Parallelen, so vereinzelt diese auch auftauchen mögen, ist daher ein<br />

möglicher und sinnvoller Schritt der Annäherung im Rahmen der Einzelinterpretation.<br />

Mit dem nächsten Text, der diesen Abschnitt vervollständigen soll, wird die Frage nach<br />

dem Verhältnis von topographischer Zuordnung und inhaltlicher Bewertung, die auch<br />

wesentlich mit dem Einfluß einiger Vorworte zusammenhängt, weiter verfolgt. Wenn die<br />

Vorworte für sich betrachtet werden, sind Hinweise und Beschreibungen von Orten, die in<br />

Zusammenhang mit dem lyrischen Text stehen, die auffälligste Konstante, gefolgt von der<br />

Nennung einzelner Personen und Bemerkungen zur Musik. Daß mit den Jahren Umfang und<br />

Aussagekraft der Vorworte nachlassen, ist ein Nebenaspekt der stilistischen Entwicklung, der<br />

allerdings auf den Bedeutungswandel der Topographie in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Gedichten hinweist. Im<br />

Verlauf der mittleren Phase löst jedoch zunächst die Stadt Hefei als örtlicher Bezugspunkt in<br />

Vorworten die heimatlichen Gegenden am mittleren Yangzi und um den Dongtingsee ab.<br />

Damit werden auch die biographischen Fäden, die in früheren ci an nachweisbare Fakten<br />

gebunden sind, brüchiger. Anstatt diesen Mangel an Hintergrundinformationen, den <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

selber in den Vorworten zu beabsichtigen scheint, durch Vermutungen, die die biograpische -<br />

und persönliche - Komponente erhalten helfen, beheben zu wollen, wird hier ein anderer Weg<br />

eingeschlagen. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, daß<br />

nicht nur in der Metaphorik der kleinen Dinge, sondern auch bei der poetischen Einbindung<br />

bekannter Orte und deren landschaftlicher Umgebungen, bewußt inhaltliche Leerstellen offen<br />

gelassen werden, um für Assoziationen Raum zu schaffen, die mit der Vorstellung <strong>des</strong><br />

Ortes/der Landschaft aufkommen, ohne in einem vorab gegebenen, logischen Zusammenhang<br />

zu stehen. In einigen der sogenannten Hefei-ci der mittleren Phase ist klar zu erkennen, daß<br />

587 Mallarmé, Stephane; übersetzt von Hauck, Johannes und Erlenmeyer, Marie-Louise; in: Sämtliche<br />

Dichtungen (Nachwort); S. 315<br />

336

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!