29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zieht. Außerdem war zu beobachten, daß der dadurch entstehende geographische Plan nicht<br />

als einheitlicher Raum gezeichnet ist, sondern durch einen Zwischenraum (Yunmeng), <strong>des</strong>sen<br />

diffuse Größe die ansonsten übersichtlich koordinierten Lokalitäten in zwei Regionen spaltet,<br />

eine Art weißen Fleck erhält. Charakteristisch für die Einführung in das Gedicht ist also eine<br />

distanzierte Perspektive, die zunächst nicht auf ein Ich zu beziehen ist und eine räumliche<br />

Wahrnehmung, die gleichwohl subjektiv zwischen klar eingrenzbaren und in ihrer Lage und<br />

Beschaffenheit eher unbestimmbaren Gebieten unterscheidet. Der wandernde Blick der Verse<br />

1 bis 6 verrät sogar eine durch das Subjekt gegebene Mitte <strong>des</strong> geographischen Plans. Da der<br />

Blick zunächst vom Ufer <strong>des</strong> Qingcaosees bis Changsha, dann über den Ausgangspunkt<br />

zurück bis zum Nordwest-Eck <strong>des</strong> Dongtingsees schweift und in Vers 5 durch die<br />

Ausdrucksweise Dahinter liegen... /後有 im Text eine Staffelung <strong>des</strong> Gesamtraumes von<br />

Süden nach Norden - in den Versen 1 und 2 umgekehrt - vorgenommen wird, ist diese Mitte<br />

zum wiederholten Mal nach den Gedichten 1 und 4 eine Stelle im Bezirk Xiangyinxian, die<br />

als Ausgangspunkt für die spätere Reise zu denken ist.<br />

<strong>Das</strong> Textsubjekt bekräftigt also hier, in der Mitte <strong>des</strong> Zyklus eine räumliche Ordnung, die<br />

dem Leser eine Gesamtübersicht über die Orte und das Geschehen in seinen großen Zügen<br />

ermöglicht, wie sie dem Ich - nicht nur hier, sondern in allen Gedichten - gerade unmöglich<br />

ist! Die folgenden, graphisch stark vereinfachten Raumpläne veranschaulichen, daß der<br />

Zyklus, auch was die Raumordnung betrifft, in zwei Hälften (Gedichte 1 bis 7 und Gedichte 9<br />

bis 15) konzipiert ist und das dazwischen plazierte Gedicht 8 den Kern dieser Ordnung<br />

beinhaltet. (siehe Karten auf der folgenden Seite)<br />

Die gepunkteten Linien ziehen die im Text angegebenen (dicht gepunkteten) und darüber<br />

hinaus die anhand der Reihenfolge der Gedichte für den Leser vorstellbaren (weit<br />

gepunkteten) Wegrouten nach; ein Kreis bezeichnet den Ausgangspunkt, ein Balken den<br />

Endpunkt einer Reise. Ein Blick auf I. und II. zeigt deutlich, daß Xiangyinxian insgesamt<br />

dreimal Ausgangspunkt ist 489 , in III. ist das Heng-Gebirge ebenso oft Endpunkt. Obwohl also<br />

die einzelnen Lokalitäten ungleichmäßig verstreut liegen, entsteht über die Gesamtdauer <strong>des</strong><br />

Zyklus - in Gedicht 1 beginnt die Reise in Xiangyinxian, in 15 endet sie im Heng-Gebirge -<br />

ein deutlicher Schwerpunkt genau auf jener Süd-Nord-Achse, welche die Einleitung zu<br />

Gedicht 8 beschreibt. Unter der Voraussetzung einer Teilung <strong>des</strong> Zyklus in zwei an Zahl der<br />

Einzeltexte gleich große Hälften, mit dem Gedicht 8 als Mittelpunkt zwischen ihnen, ist<br />

außerdem zu beobachten, daß die beim Nachzeichnen der räumlichen Anordnung der<br />

489 Nämlich in Gedicht 1, 4 und 8. Vergleiche dazu auch Gedicht 4 im Anhang. Der größte Teil dieses Textes<br />

reflektiert zwar die Stille der Umgebung (und wohl auch den inneren Stillstand <strong>des</strong> Reisenden), doch die beiden<br />

letzten Verse Wär’ ich von Besorgnis frei gewesen, / Hätt’ es mich hierhin wohl auch gezogen lassen keinen<br />

anderen Schluß zu, als daß ein erneuter Aufbruch unmittelbar bevorsteht.<br />

269

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!