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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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genannt. Diese Benennung sollte auf die Klarheit der den Bezirk durchquerenden Flüsse Tiao<br />

und Zha anspielen, in denen sich die Hauswände und Dachtraufen der Anliegerwohnungen<br />

wie auf Kristall spiegelten. Auch das Gedicht <strong>des</strong> Chen Jianzhai (Chen Yuyi; 1090-1139), aus<br />

dem zwei Verse nicht ganz vollständig zitiert werden, wird von Xia lückenlos wiedergegeben.<br />

Chen berichtet im Vorwort, wie sein Boot auf dem Weg zu seinem Amtsantritt in Huzhou in<br />

der Fülle der Wasserlilien nur schwer vorankam und wie dies seinem Amtseifer widerstrebte.<br />

Ein Jahr später mußte er wegen Erkrankung Urlaub nehmen und wählte als Kurort die etwa<br />

fünfzig Kilometer südöstlich von Huzhou gelegene Garnison Qingdun. 568 Abermals hielten<br />

die Wasserlilien ihn auf, doch nunmehr hatte die Krankheit ihm soviel Resignation eingeflößt,<br />

daß er sich während der ganzen Fahrt an deren Schönheit freuen konnte. <strong>Das</strong> Gedicht läßt<br />

noch deutlicher durchblicken, daß sich Chen auf der Rückfahrt nach Qingdun beim Anblick<br />

der Wasserlilien, die ihn ein Jahr zuvor festhalten zu wollen schienen, im Grunde nur seiner<br />

wiedergewonnenen Freiheit freut. Auf diesem Hintergrund kann das Vorwort zunächst einmal<br />

für sich gelesen werden. Anders, als in “Suche nach den Zeiten <strong>des</strong> Frühlings” tritt das Ich<br />

hier erst gegen Ende deutlich hervor. Vorerst geht es nur um die Umgebung und die<br />

prächtigen Wasserlilien, die ihren landschaftlichen Reiz ausmachen. Die Erwähnung <strong>des</strong> den<br />

Ort poetisierenden Namens “Kristallpalast” und das Zitat der Verse Chen Yuyis vermitteln im<br />

voraus den Eindruck, daß die ganze Gegend zum geistigen und sinnlichen Genuß <strong>des</strong> <strong>Das</strong>eins,<br />

frei von weltlichen Sorgen, wie geschaffen ist.<br />

Auch die eigens komponierte Musik, auf die das Vorwort zum Schluß informell hinweist,<br />

zeichnet sich durch vergleichsweise geringe rhythmische Bewegtheit, die durch die<br />

überwiegende Kürze der Phrasen unterstützt wird, aus. 569 Die Phrasen sind hier, anders als in<br />

“Spiegelung auf ‘Tag der Aprikosenblüten’”, durchweg mit dem Versmaß identisch. Da in der<br />

Übersetzung ein genauer Nachbau der Verslängen im Verhältnis 1:2 gelang, lassen sich auch<br />

die rhythmischen Konturen der Melodie grob darin widerspiegeln. Weil die Musik in beiden<br />

Strophen auch hier nicht wesentlich verschieden ist, wird der Kürze halber nur die erste in<br />

Betracht gezogen: <strong>Das</strong> in der ersten Strophe dominierende Versmaß (6:10) beträgt vier Silben<br />

(in der Übersetzung also acht). Die metrische Strenge <strong>des</strong> Strophentextes deutet sich zuerst<br />

darin an, daß in der Mitte (Vers 5) und am Ende (Vers 10) fünfsilbige (i.d.Ü. zehnsilbige)<br />

568 LDJ; 24-25, 3/6<br />

569 Pickens Transkription (S. 154) zufolge überwiegen in dem Stück eindeutig die halben und die weniger<br />

vorkommenden viertel Notenwerte. Achtel Noten kommen nur viermal in der ersten und zweimal in der zweiten<br />

Strophe vor. In beiden Fällen haben sie auch dort eher verzierende, als rhythmisch bewegende Wirkung. Selbst<br />

den Viertelnoten kann teilweise dieser Charakter zugeschrieben werden. Dazu vergleiche man bei Picken in<br />

Takt 8 die Tonfolge e-g-e, in Takt 16 c-d-c und Takt 24 nochmals e-g-e. Die unterstrichenen Töne dieser Folgen<br />

sind halbwertig, die anderen viertelwertig. Es ist also offensichtlich, daß die charakteristische Tonhöhe der<br />

Folge mit dem halben Notenwert übereinstimmt, also keine rhythmische Bewegtheit innerhalb eines Intervalls,<br />

sondern lediglich eine melodische Umspielung derselben Tonhöhe, aufgebaut wird.<br />

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