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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Die Metaphorik der Verse 9 bis 14 verwandelt die Naturszenerie in eine historische,<br />

macht den Sturm zur Schlacht. Die Verteidigung Suiyangs 473 - zu <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Lebzeiten im<br />

Gebiet der Jin Suizhou genannt - war eine der größten Heldentaten während der blutigen<br />

Rebellion <strong>des</strong> An Lushan gegen die Herrschaft der Tang. Die Stadt war zwar 757 gefallen,<br />

ihre Einwohner hatten sich aber dafür geopfert, daß das Rebellenheer nicht unverzüglich nach<br />

Süden über den Huai und den Yangzi vorrücken konnte und somit den Loyalen ermöglicht,<br />

diese wichtigsten natürlichen Bollwerke gegen die Angreifer abzusichern. Dieses Selbstopfer<br />

wurde gerade durch die politisch-strategische Lage der Song gegenüber den Jin - das Gebiet<br />

zwischen der offiziellen Huai-Grenze und dem Yangzi-Stromlauf war eine wichtige<br />

Pufferzone gegen wiederholte Einfälle der Feinde - immer wieder als patriotischer Verdienst<br />

der Vorfahren gerühmt. 474 Daß mit dem Anblick der tobenden Wellen zunächst die<br />

Fahnenbanner und Katapulte der Belagerer assoziiert werden, einen Augenblick später aber<br />

Löwen, die den Berg zu bedrohen scheinen, setzt die bereits in Gedicht 2 angefangene,<br />

poetische Aneignung <strong>des</strong> Wassers als Element <strong>des</strong> Bedrohlichen 475 hier nur fort. Die<br />

Bedrohung wird hier allerdings nicht als die eigene wahrgenommen, sondern richtet sich<br />

scheinbar gegen den Berg oder das Massiv, dem durch die - eigenmächtige? - Benennung mit<br />

der ebenfalls symbolträchtigen Zahl Neun von vornherein Herrschaftsattribute angehängt<br />

werden. Der „elementare“ Gegensatz von Berg (yang; männlich) und Wasser (yin; weiblich)<br />

wird innerhalb dieser Strophe offenbar auf eine historisch-politische Ebene übertragen. Erst<br />

scheint eine Festung unter dem Ansturm ihrer Belagerer zu liegen, dann werden aus den<br />

Wogen Löwen - hohe Staatsdiener - , die ihren eigenen Herrscher angreifen. Die Gefahr, die<br />

gleichzeitig von Innen und Außen heraufzieht, die Gefahr für das Reich also - das ja um 1201<br />

erst kürzlich politische Säuberungsaktionen erlebt hatte und mittlerweile keineswegs<br />

einmütig, aber unaufhaltsam in einen katastrophalen Krieg steuerte - könnte größer nicht sein!<br />

Und doch schwindet sie mit dem Ende <strong>des</strong> eigenen Bedrohtseins ganz plötzlich aus den<br />

Augen, als wäre sie nicht wirklich gewesen.<br />

<strong>Das</strong> nun folgende, lange Gedicht 8 nimmt eine Schlüsselfunktion innerhalb <strong>des</strong> Zyklus<br />

ein, denn es beschließt einen ersten, größeren Abschnitt, in dem die Reisen großteils über<br />

Wasser und ausnahmslos durch Ebenen führten. Da der Gegensatz zwischen Ebene und<br />

Gebirge im poetischen Kontext überwiegend den zwischen dem profanen und dem heiligen<br />

473 LDJ; 52-53; 3/6<br />

474 So etwa von Fan Chengda in seinem Tagebuch der Missionsreise an den Hof der Jin. (vergleiche: Hargett; S.<br />

147 & 158)<br />

475 In Gedicht 2, Vers 12 fürchten sich die in Seenot Geratenen davor, nach dem Kentern <strong>des</strong> Schiffes von<br />

„Krokodilen und Schildkröten“ (yuan to) gefressen zu werden. Diese beherrschen nach dem Chuci (siehe:<br />

Wang, Yi; Chuci bu zhu; Taiwan 1964, 567) die Tiefen der Gewässer, sobald Stürme drohen.<br />

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