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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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im Prinzip sehr wesentlichen Aspekt der Dichtung in dieser Untersuchung mehr Platz<br />

einzuräumen. Der Erfindungsreichtum der Song-Dichter, ihr ausgeprägter Sinn für den<br />

spielerischen Umgang mit tradierten Formen der Gattung shi lassen eine vergleichende<br />

Untersuchung auf diesem Gebiet allerdings wünschenswert erscheinen.<br />

4. Gedichtzyklen<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Voraussetzungen, die dazu dienen können, mehrere Gedichte<br />

zu einem Zyklus zusammenzufassen: die formale und die inhaltliche Abstimmung einzelner<br />

Texte aufeinander. Es müssen nicht notwendig beide zusammenfallen, um die Existenz eines<br />

Zyklus deutlich werden zu lassen, doch ist in der älteren chinesischen Dichtung die formale<br />

Abstimmung häufig anzutreffen 129 . Bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> überwiegt sogar die Übereinstimmung der<br />

Gedichte in ihrer Gesamtlänge, nur in „Gedichte über das Reisen von einst“ variieren die<br />

Umfänge der Einzeltexte beträchtlich. Dieser Zyklus stellt allerdings auch anderweitig eine<br />

Ausnahme dar, da er ein klares Leitmotiv, das, schon im Titel benannt, im Vorwort näher<br />

erklärt und sogar an drei Parallelstellen 130 innerhalb <strong>des</strong> Zyklus erneut hervorgehoben wird.<br />

Die Inhalte der einzelnen Texte sind diesem Leitmotiv unverkennbar zugeordnet. Ein<br />

Gegenbeispiel der Zyklusform, das sich in fast jeder erdenklichen Hinsicht davon<br />

unterscheidet, ist die Gedichtfolge „Sechzig vermischte Strophen über die ländlichen<br />

Jahreszeiten“ 四時田園雜興六十首 <strong>des</strong> Zeitgenossen Fan Chengda 131 . Die einzelnen Teile<br />

<strong>des</strong> Zyklus wirken hier nicht nur durch dasselbe Versmaß und dieselbe Strophenlänge<br />

(Sieben-Silben-Vierzeiler im Neuen Stil) äußerlich und formal vereinheitlicht, sie sind auch<br />

zudem in fünf Abschnitte zu je zwölf Texten eingeteilt, die inhaltlich den zeitlichen Ablauf<br />

der fünf Jahreszeiten - Frühling, Spätfrühling, Sommer, Herbst, Winter - widerspiegeln. Doch<br />

überdies kann von einer Konvergenz der Themenvielfalt, die einen in den chronologischen<br />

Ablauf hineingelegten Plan <strong>des</strong> Autors verriete, kaum die Rede sein. Fan Chengda scheint<br />

129 Die Anordnung <strong>des</strong> Zyklus unter einer magischen Zahl, wie es in der frühen Gedichtsammlung Chuci (3.<br />

Jahrhundert v.Chr.) öfters vorkommt - „Die Neun Gesänge“ (Jiu ge), „Die Neun Darlegungen“ (Jiu zhang) etc. -<br />

tauchte in der säkularen Dichtung zu <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Zeiten kaum auf. Dafür sind aber <strong>Jiang</strong>s „Neun Gesänge aus<br />

Yue“ (Yue jiu ge) an diesen Vorbildern orientiert.<br />

130 Der Begriff „Parallelstelle“ wird hier im Sinne der Erklärungen von Szondi und Burdorf gefaßt. Er meint<br />

demnach „das Vorkommen <strong>des</strong>selben Wortes oder derselben Wendung an einer anderen Stelle innerhalb <strong>des</strong><br />

<strong>Werk</strong>es <strong>des</strong>selben Autors.“ (Burdorf 1997, S. 229-230)<br />

131 Der gesamte Zyklus ist in Shihu ju shi shi ji; J. 217, S. 271ff. enthalten. Eine mit nützlichen Anmerkungen<br />

versehene Auswahl von achtundvierzig Vierzeilern findet sich in der shi-Auswahl <strong>des</strong> Zhou Ruchang (1959) auf<br />

den Seiten 233-252, nur siebzehn Gedichte enthält die neuere Volks- oder Schulausgabe <strong>des</strong> Zhou Xifu (1984),<br />

deren breiter angelegte Anmerkungen und Kommentare das Grundverständnis, besonders für den westlichen<br />

Leser, allemal erleichtern. Einen kritischer Abriß <strong>des</strong> Zyklus, mit einigen exemplarischen Übersetzungen, gibt<br />

J.D. Schmidt in seinem <strong>Werk</strong> über Fan (Stone Lake; S. 80-86). Die außergewöhnliche Gesamtübersetzung <strong>des</strong><br />

britischen <strong>Dichters</strong> Gerald Bullett (The Golden Year of Fan Ch’eng-ta; 1946) läßt sich literarisch interessierten<br />

Lesern auch heute noch empfehlen.<br />

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