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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Vergebens sehnen sich die alten Väter von <strong>Jiang</strong>dong, während<br />

Von Jahr zu Jahr den Zweigen länger wächst ihr grünes Moosgewand.<br />

江東父老空相憶<br />

枝上年年長綠苔<br />

Titel und Anfang <strong>des</strong> Vorwortes nennen zunächst die historische Figur <strong>des</strong> Feldherren<br />

Xiang Yu (drittes Jahrhundert v.Chr.), der im Ringen um das Gesamterbe <strong>des</strong> verfallenen<br />

Qin-Reiches als Sohn <strong>des</strong> Südostens (<strong>Jiang</strong>dong) seinem nördlichen Rivalen Liu Bang, dem<br />

späteren Ahnen der Han-Dynastie, zuletzt tragisch unterlegen war. Der dann genannte Song-<br />

Dichter und Literat Wang Xingzhi (Wang Zhi) hatte als Beamter nach der Flucht <strong>des</strong> Hofes in<br />

den Süden für die Revanchisten-Partei gestritten und gegen die Annahme eines<br />

Friedensdiktates protestiert. 543 Der von ihm zitierte Vers spielt auf Xiang Yus Eroberung von<br />

Xianyang, der Hauptstadt der Qin und ihre anschließende gründliche Zerstörung, deren<br />

Brände drei Monate nicht zu löschen waren, an. 544 Der Vergleich der rot aufblühenden<br />

Zweige mit den Flammenherden der in Grund und Boden vernichteten Stadt wirkt aufgrund<br />

der Verfremdung besonders martialisch. Demgegenüber berichtet <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> nicht umsonst,<br />

daß ihm ein Zweig jener anderen Pflaumenbaumart, die von langem Moos bewachsen ist,<br />

geschickt wurde und ihn zu einem ebenso anders gearteten Gedicht inspirierte. Die Art, wie<br />

das Vorwort hier die direkten und indirekten Assoziationen, die der Dichter dem Gegenstand<br />

zudenkt, erläutert, läßt einerseits die sinnliche Freude am einzelnen Moospflaumenzweig<br />

außerhalb <strong>des</strong> Kontextes einer örtlichen Umgebung ahnen; andererseits spricht daraus aber<br />

auch die Kraft und Weite der Inspiration, die den Versen innewohnt. Der Gedanke, der durch<br />

die Verse mit dem sinnlichen Genuß <strong>des</strong> Anblicks <strong>des</strong> Zweiges verknüpft wird, ist der<br />

revanchistischen Angriffslust Wangs entgegengesetzt. Die Jagd <strong>des</strong> Xiang Yu nach dem<br />

Hirschen - ein Symbol für sein Streben nach Eroberung der Macht - ist nur noch<br />

geschichtliche Erinnerung; an den Zweigen leuchten nicht rote Blüten, sondern hängt das<br />

grüne Moos, Träger einer weitaus dauerhafteren, wenn auch auf den ersten Blick<br />

unscheinbareren Schönheit. Alles, was vom Streben nach Macht übrig bleibt, ist die Trauer<br />

derer, die dadurch um ihr Wertvollstes gekommen sind, die Trauer der Väter <strong>des</strong> Südostens,<br />

deren Söhne von dem Feldzug nicht zurückkehrten.<br />

Die formal-inhaltliche Struktur <strong>des</strong> Gedichtes ist insofern sehr bezeichnend für die<br />

yongwu-Form, als das konkrete Ding, von <strong>des</strong>sen unmittelbarem Anblick - der Dichter hat<br />

den Moospflaumenzweig persönlich erhalten - die Verse inspiriert sind, nur indirekt erwähnt<br />

wird. Der lyrische Text reflektiert nicht die äußere Gestalt <strong>des</strong> Zweiges, sondern vielmehr die<br />

inspirierende Wirkung, die davon ausgeht. Anfangs- und Schlußvers schildern die Gestalt <strong>des</strong><br />

543 ZWDCD:21295.1642<br />

544 Shi ji; J. 7, S. 315<br />

307

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