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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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uns an den Pflaumenblüten beim Westdorf am Waisenberg; dazu ließen wir<br />

einen im ganzen Reich bekannten Musiker auf der Flöte spielen. Die<br />

Tänzerinnen waren alle im Gelb der Weidenkätzchen gewandet.<br />

Zehn mu 435 weit löst sich wie ein Schneetreiben die Pflaumenblüte -<br />

Wie oft, daß kalter Duft<br />

uns Hand in Hand zusammenführte!<br />

Zwei Jahre waren wir nicht westlich der „Gebroch’nen Brücke“,<br />

Nun spielt für uns die Langrohrflöte.<br />

Die Frau’n beneiden wohl das Weidengrün –<br />

Der Frühlingswind hat es gefärbt, wie die Gewänder der Feen.<br />

Gleichwohl beneiden auch die Weiden zarte Frauenlenden,<br />

Wenn sie an ihnen tanzend leicht vorüberwehn.<br />

來吳<br />

攜家妓觀梅于孤山之<br />

西村命國工吹笛<br />

妓皆以柳黃為衣<br />

十畝梅花作雪飛<br />

冷香下<br />

攜手多時<br />

兩年不到斷橋西<br />

長笛為予吹<br />

人妒垂楊綠<br />

春風為染作仙衣<br />

垂楊卻有妒腰肢<br />

近前舞絲絲<br />

Verglichen mit diesem Bild geht jenem Tanz der blattlosen Weiden der Reiz <strong>des</strong><br />

Lebendigen ab. Er scheint, abgesehen von der Unmöglichkeit einer Allegorese, nahezu mit<br />

einem Totentanz der Gotik (danse macabre) vergleichbar, denn wie oben sommerliche, im<br />

Wind schwingende und belaubte (!) Weidenzweige verkörpern das anmutig Weibliche, das<br />

Sinnliche, dem Dichtung und Dichter von sich aus zugetan sind. Nun gerät ihr Anblick aus<br />

dem Gleichgewicht, während die schwingende Bewegung <strong>des</strong> Tanzens sich scheinbar<br />

ungebrochen fortsetzt: diegleichen Zweige, die im belaubten Zustand tanzend leicht<br />

vorüberwehn 舞絲絲 , scheinen sich mit einmal im Tanz zu winden 參差舞. Die gängige<br />

Metapher sinnlicher Genüsse wird zu einem grotesken Bild innerer Widersprüchlichkeit.<br />

Daß in diesem Ausdruck der Verzweiflung auch ein tiefer Selbstzweifel verborgen liegen<br />

könnte, möchte ich zumin<strong>des</strong>t zu bedenken geben. Schließlich deutet das in der Dichtung fast<br />

immer unzertrennliche Paar Weidenbäume/Tänzerinnen (oder Kurtisanen) auf jene<br />

Zerstreuungen der oberen Gesellschaftsschichten hin, bei deren Gelegenheit <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s ci<br />

vorgetragen und verbreitet wurden, die also seinen Ruf als Dichter, von dem er doch, solange<br />

er sich auf nichts anderes stützen konnte, in beträchtlichem Maße abhängig war, erhalten und<br />

verbessern halfen. Erschrickt <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> beim Anblick der blattlos tanzenden Weiden vor der<br />

434 Die Freunde reisten wahrscheinlich über die vielbefahrene Strecke am südlichen Ende <strong>des</strong> Kaiserkanals<br />

zwischen Hangzhou und Shangyu dem dazumal südlichsten Ende der Wasserstraße. (Siehe: LDJ; 59-60, 6/3-<br />

6/4.)<br />

435 Ein mu entsprach in etwa der Fläche von einem Hektar.<br />

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