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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Art, wie er die daraus resultierenden Einflüsse aufnimmt und verarbeitet, legt für mich den<br />

Schluß nahe, daß er hier doch noch die zurückgezogene Bleibe fand, die sich ihm in<br />

„Purpurne Lippen betupfend“ offenbar versagte.<br />

Da, mit Ausnahme der hier bereits ganz bzw. teils vorgestellten Prosaschriften zur<br />

Dichtung, keine weiteren Selbstzeugnisse zu diesem Thema überliefert sind, ist es äußerst<br />

schwierig, zuverlässige Ansatzpunkte für einen stilistischen Vergleich auszumachen. Im<br />

folgenden wird trotzdem der Versuch unternommen, an Textbeispielen aus zwei shi-Zyklen,<br />

die teilweise mit Gedichten aus der Sammlung Lu Guimengs verglichen werden, zu zeigen<br />

welche Anstöße möglicherweise von der literarischen Bekanntschaft mit Lu ausgingen und in<br />

welche Richtung sich daraus ein neuer Abstand entwickelte, der <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s eigenen Stil und<br />

den besonderen Stellenwert, den für ihn die Dichtung im Leben einnahm, deutlicher erkennen<br />

läßt.<br />

1. „In einer Neujahrsnacht kehre ich vom Steinsee an den Trompetenjasminbach<br />

zurück“ 除夜自石湖歸苕溪<br />

Dieser bekannte Zyklus von zehn Vierzeilern im Sieben-Silben-Metrum entstand über<br />

Neujahr 1191/92 nach einem längeren Aufenthalt bei Fan Chengda - vermutlich dem letzten,<br />

da Fan bereits 1193 verstarb und aus der Zwischenzeit keine Zeugnisse über weitere Treffen<br />

mehr vorliegen - der dichterisch bereits sehr ertragreich gewesen war. Die beiden ci „Dunkler<br />

Duft“ 暗香und „Schüttere Schatten“ 疏影, die unter dem äußeren Eindruck der von Fan auf<br />

seinem Grundstück gezüchteten Winterpflaumenbäume und ihres frühen Blütenduftes<br />

entstanden waren, hatten schon den begeisterten Beifall <strong>des</strong> Gastgebers gefunden und zählen<br />

bis heute zu den meistzitierten und besprochenen lyrischen <strong>Werk</strong>en <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s. Diese<br />

Gedichte werden dem yongwu-Genre (lyrische Texte auf Dinge) zugerechnet, ihre Thematik<br />

wird demzufolge mit der Beschreibung eines Gegenstan<strong>des</strong> - wie in diesem Fall der Blüte der<br />

Winterpflaume und ihrem Duft - verknüpft und bleibt dadurch motivisch mehr oder weniger<br />

an diesen gebunden.<br />

Der Zyklus, den <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, dem Titel und der wechselnden Landschaftskulisse nach zu<br />

urteilen, während der winterlichen Rückreise im Boot verfaßte, erscheint auf den ersten Blick<br />

inhaltlich disparat. Unter den Vierzeilern wechseln landschaftliche, historische, biographische<br />

und andere Motive einander ab, und auch von den gemeinsamen Spaziergängen mit Fan unter<br />

den Zweigen seiner Winterpflaumenbäume, deren Anblick in kennerhafter Bewunderung<br />

genossen wurde, scheint noch ein Nachhall spürbar, wie in dem folgenden Gedicht, daß den<br />

Zyklus eröffnet:<br />

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