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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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„Gedanken“ (yi) <strong>des</strong> Gedichtes zum Erstarren, erwidert Xia, daß die in sich zerrissene<br />

Seelenlage <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> nicht unmittelbarer und lebhafter ausgedrückt werden könne 4 .<br />

Nun gibt diese Argumentation zwar interessante Anstöße für eine stilistische<br />

Interpretation, sie setzt aber außerhalb der Dichtung an und liefert damit zu guter Letzt auch<br />

eher Legendenstoff als Deutungshilfen. Weniger fixiert auf einen Einzelaspekt, der als<br />

persönliche Entdeckung Xias zwar durchaus Beachtung verdient, aber dennoch unzureichend<br />

bleibt, um der krassen Kritik und Polemik der Vorgänger vollkommen Stand zu halten, ist ein<br />

einleitender Essay unter dem Titel „Über den ci-Stil <strong>des</strong> <strong>Jiang</strong> Weißstein; anstelle eines<br />

Vorwortes“ 5 . Hier geht Xia in stichhaltigen Absätzen systematisch auf die wichtigsten<br />

Aspekte der Persönlichkeit <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>, stilistische Einflüsse, inhaltliche Schwerpunkte,<br />

gegenseitige Beeinflussung der beiden Hauptgattungen sowie auf die Rezeptionsgeschichte<br />

und die Beziehung von Musik und Dichtung speziell bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> ein. Seine wichtigste<br />

Schlußfolgerung aus allem lautet, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in seinen ci-Dichtungen einen Weg verfolge,<br />

der jenseits der von der traditionellen (und oft genug auch noch von der gegenwärtigen)<br />

chinesischen Literaturkritik als tendenzielle Gegensätze ausgemachten „heroischen“ 豪放<br />

(hao feng) und „anmutigen“ 婉約 (wan yue) Stilrichtungen liege:<br />

„Außerhalb der beiden Strömungen <strong>des</strong> anmutigen und <strong>des</strong> heroischen Stils gab<br />

Weißstein eine verschiedene Richtung der reinen Härte 清剛 (qing gang) an. Mit der kargen<br />

Sperrigkeit 瘦硬 (shou ying) der shi-Dichtungen der <strong>Jiang</strong>xi-Gruppe befreite er die<br />

Stilrichtung, die sich auf Zhou Bangyan (1056-1121) berief, von ihrer Weichlichkeit, und mit<br />

der vornehm-entrückten Spiritualität 綿邈風神(mian miao feng shen) der shi-Dichtung der<br />

Späten Tang (neuntes Jahrhundert n.Chr.; d.V.) rettete er sich vor den groben Vergehen eines<br />

Su Shi (1037-1101) und Xin Qiji (1140-1207).“ 6<br />

Mit den „groben Vergehen“ der sonst von jeder Seite höchst achtsam behandelten<br />

Dichter Su und Xin sind freilich Fehler gemeint, die jenen von einer Mehrheit unter den<br />

Literaten als Teil ihres Verdienstes um die ci-Dichtung angerechnet wurden, nämlich die<br />

bewußten Verstöße gegen die Musikalität dieses Genres. Als umstrittenes Stilmittel dürften<br />

sie der ursprüngliche Grund für die Unterscheidung zwischen einer „anmutigen“ und einer<br />

4 JBS; S. 272ff. Dieser Vorstoß ist auf dem Hintergrund der einflußreichen, vernichtenden Kritik <strong>des</strong> Wang Guowei nicht zu<br />

unterschätzen. Dennoch nimmt er sich vor einem nicht in der noch traditonell geprägten chinesischen Ästhetik wurzelnden<br />

Bewußtsein auf den ersten Blick stellenweise naiv aus, da durch ein einziges persönliches Ereignis (für das sich zudem keine<br />

konkreteren biographischen Züge nachweisen lassen), statt anhand umfassenderer stilistischer Entwicklungslinien der<br />

Aussagecharakter von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Dichtung erklärt werden soll. Andererseits ist der Versuch einer Interpretation im Rahmen<br />

geschichtlicher Zusammenhänge, den Shuen-fu Lin in seinem <strong>Werk</strong> „The Transformation of the Chinese Lyrical Tradition.<br />

Chiang K’uei and Southern Sung Tz’u-Poetry“ (Princeton, 1978) unternimmt, m.E. zu wenig darum bemüht, die<br />

grundlegenden Zusammenhänge zwischen einzelner Persönlichkeit und Dichtung zu erklären. Siehe dazu meine<br />

Ausführungen weiter unten, S. 13f.<br />

5 JBS; S. 1-15<br />

6 ebenda; S. 13-14<br />

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