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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Hinsicht, sondern durch die, von ihm selber postulierte, unvergleichliche geistige<br />

Tugendhaftigkeit ihrer Dichter.<br />

In einem anderen Licht erscheint qi xiang bei dem <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> sehr wahrscheinlich ungleich<br />

näher stehenden Yang Wanli. In <strong>des</strong>sen Beitrag zur zeitgenössischen Poetik „Chengzhais<br />

Gespräche über die Dichtung“ (Chengzhai shi hua) fällt der Ausdruck nur ein einziges Mal,<br />

wobei er allerdings nicht dazu dient, eine Bewertung unterschiedlicher Dichter zu<br />

ermöglichen, sondern primär die Unvergleichbarkeit bestimmter Verse <strong>des</strong> Song-<strong>Dichters</strong><br />

Wang Anshi hervorhebt. Nachdem jene zuvor im Rahmen einer kleinen Anekdote zitiert<br />

wurden, lautet das beschließende Lob:<br />

In diesen (Versen) wird überhaupt kein einziges Schriftzeichen eines Alten verwendet,<br />

und doch staut sich ihr Geistbild zwischen Himmel und Erde auf! 326<br />

<strong>Das</strong> kommt der nichts vorschreibenden Feststellung <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, daß nämlich das Gedicht<br />

(als solches) sein eigenes Geistbild habe, schon etwas näher. Auch für Yang Wanli ist das qi<br />

xiang keineswegs an den Stil einer bestimmten Epoche, ja sichtlich nicht einmal an die<br />

erkennbare Orientierung an einem beliebigen Vorbild unter den „Alten“, gebunden, sondern<br />

es beruht ganz und gar auf dem Vermögen <strong>des</strong> Autors, solchen Vorbildern individuell zu<br />

entsprechen. Was aber <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> letztlich auch noch von diesem Standpunkt unterscheidet, ist<br />

die quasi vollständige Übertragung <strong>des</strong> Begriffes von der Person <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> - als höchste<br />

Qualität seines Stils - auf das Gedicht als Sprachwesen. Wenn wir <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s einleitende erste<br />

beide Abschnitte in diesem Sinn verstehen, dann „überträgt“ nicht einfach der Dichter „sein“<br />

qi xiang in Worte, sondern er selber muß das qi xiang der Worte herausarbeiten und ebenso<br />

jene anderen geistigen Eigenschaften und sprachlichen Strukturen, von denen oben die Rede<br />

war.<br />

2.3. <strong>Das</strong> „Lebendige Wirken“ 活法 (huo fa)<br />

Ein für <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s methodisches Vorgehen in der Poetik äußerst bezeichnender Zug ist<br />

die häufige Relativierung der eigenen Forderungen. So wird der Gedankengang <strong>des</strong> Lesers nie<br />

voreilig auf eine bestimmte Richtung festgelegt und bleibt ständig aufgefordert, sich selbst zu<br />

orientieren. Nachdem also in Abschnitt 2 die formale Ausgewogenheit mit den geistigen<br />

Qualitäten <strong>des</strong> Gedichtes annähernd gleichgesetzt wurde, beinhaltet dementsprechend der<br />

dritte Abschnitt eine Kritik <strong>des</strong> Handwerksmäßigen 工 (gong):<br />

326 LSH; Chengzhai shi hua; Abschnitt 48, S. 153<br />

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