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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Wenn die Liebhaber aus den Bergen und Wäldern die Chrysantheme mit dem Edlen<br />

vergleichen, dann bedeutet es, daß, wenn der Glanz <strong>des</strong> Jahres zur Neige geht und im Gras<br />

und Gehölz das Verdorren einsetzt, sie ganz alleine prächtig erblüht und dem Wind und dem<br />

Tau stolze Blicke zuwirft. <strong>Das</strong> ist die Haltung derer, die unerkannt entlegene Wege gehen:<br />

selbst Totenstille und einsame Kälte vermögen nichts an der Freude über die Fülle ihres<br />

Duftes zu ändern. 394<br />

Es ist derselbe einsame und einzigartige Glanz, den Fan Chengda durch die Dichtung zur<br />

Welt befördert und der seinem Leben dadurch einen in sich selber wurzelnden, von jeder<br />

äußeren Situation unabhängigen Sinn gibt. Die Reihe der während seiner Missionsreise<br />

entstandenen Gedichte kann zu Recht unter einem politischen Aspekt betrachtet werden 395 ,<br />

doch es ist weniger diese Bedeutungsebene, auf die <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> die Aufmerksamkeit <strong>des</strong><br />

Publikums hinlenken will. In den Versen, in denen Fan das Chrysanthemen-Motiv aufgreift,<br />

geht das politische Moment der feindlichen Besetzung der nördlichen Gebiete fast völlig in<br />

jener Haltung auf, die gerade in ungünstigen Zeiten die „Freude über die Fülle ihres Duftes“<br />

bewahrt.<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> spielt mit dem Ausdruck Gelbe Blüten in Vers 12 bewußt auf ein Gedicht Fans<br />

an, in dem ein besonders starker Kontrast zwischen situationsbedingter Nötigung und innerer<br />

Unberührtheit überrascht und beeindruckt. Die Umstände der Entstehung dieses Textes, die<br />

ein Vorwort schildert, lassen sich knapp zusammenfassen: Während einer Rast am Tag <strong>des</strong><br />

Chongyang-Festes (9. Tag <strong>des</strong> 9. Monats), an dem die Jin einen besonderen Festtag<br />

eingeführt hatten, wird der Gesandte Fan von den örtlichen Autoritäten zu einem Gelage<br />

eingeladen, was er nicht abzuschlagen wagt. Er wohnt dem fremden Opferkult bei - aus Sicht<br />

seiner Landsleute eine kaum erträgliche Zumutung - und trinkt den Besatzern - im<br />

heimatlichen Sprachgebrauch mit den „Räubern“ - zu. 396<br />

Für ihn ist es der Festtag der Chrysanthemenblüten und nicht fern lag es da, an den<br />

Dichter Tao Yuanming zu denken, der, als er am östlichen Zaun seines Zuhauses die Blumen<br />

pflückte und gleich darauf den entfernter liegenden Südberg bemerkte, seine „Weltferne“ und<br />

Übereinstimmung mit dem eigenen <strong>Das</strong>ein in der Welt als das einzig Wahre und ihm<br />

394 Neben den Winterpflaumen (mei), die in Zhou Mis Schilderung von Fans Landschaftsgarten ausdrücklich<br />

genannt wurden, schätzte er die Chrysanthemen (ju) besonders. Beiden Pflanzenarten züchtete er nicht nur<br />

selber, sondern widmete ihnen auch eigene literarische Arbeiten, das „Chrysanthemen Handbuch“ (Ju pu) und<br />

das „Winterpflaumen-Handbuch“ (Mei pu). Im „Chrysanthemen-Handbuch“ werden die „Gelben Blüten“ nach<br />

der Einleitung als erste Unterart abgehandelt. Hier wurden die ersten Sätze <strong>des</strong> Einleitung übersetzt. (Ju Pu; in:<br />

Yan, Yiping; Bai bu cong shu Jicheng / Bai Chuan Xue Hai)<br />

395 Siehe dazu: Schmidt; Stone Lake; S. 91ff.<br />

396 Shihu ju shi shi ji; J. 12, S. 117<br />

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