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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Stadtmauern befördert. <strong>Das</strong> Morgenhorn läßt eher an die Lage der Stadt im Grenzgebiet<br />

denken, die Frühlingskälte an die Einsamkeit eines fremden Reiters. Im letzten Vers <strong>des</strong><br />

Gedichtes kontrastiert die vereinzelt - 自 (für sich) - leuchtende Farbe der Weiher die völlig<br />

menschenleeren und wintertoten Ufer. Anfangs- und Schlußbilder <strong>des</strong> Gedichtes erinnern<br />

stark an Teile der Beschreibung von Yangzhou im Vorwort- und Gedichttext <strong>des</strong><br />

gleichnamigen man-ci, das bereits im zweiten Kapitel besprochen wurde. 594 Die<br />

entsprechende Stelle im Vorwort sowie Vers 10 und 11 werden hier zum Vergleich<br />

wiederholt:<br />

Als ich in die Stadtmauern trat, umgab mich von allen Seiten<br />

leblose Stille. <strong>Das</strong> kalte Wasser war für sich eisgrün. Allmählich zog<br />

der Abend herauf. Die traurige Klage der Wachhörner erscholl.<br />

(...)<br />

(...)<br />

Nur heller Hornklang im Kalten<br />

Hallte zwischen Stadtmauern nach.<br />

入其城則四顧蕭條.<br />

寒水自碧.暮色漸起.<br />

戍角悲吟.<br />

(...)<br />

(...)<br />

清角吹寒<br />

都在空城<br />

Diese Parallelen machen eine enge Beziehung zwischen beiden Texten, die fünfzehn<br />

Jahre auseinanderliegen, sehr wahrscheinlich. Aufgrund dieser zeitlichen Distanz ist nicht<br />

anzunehmen, daß vor allem ein bestimmtes persönliches Erlebnis diese enge Beziehung<br />

beeinflußt, und da wir bereits im zweiten Kapitel dargelegt hatten, daß in “Yangzhou” keine<br />

persönliche Erinnerung, sondern die gezielte Verarbeitung eines beliebten Topos - die<br />

Yangzhou-Nostalgie <strong>des</strong> Du Mu - die inhaltliche Konzeption bestimmte, scheinen diese<br />

Parallelen nicht zuletzt in der Topographie zu wurzeln. Auf diesem Hintergrund sind sowohl<br />

Yangzhou als auch Hefei grenznahe Städte, die durch ihre Lage vieles von der Kraft und<br />

Vielfalt der Betätigungen, die sie in friedlicheren Zeiten belebten, eingebüßt hatten. Dazu ist<br />

zu bedenken, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> den Yangzhou-Topos in späteren Gedichten immer wieder erneut<br />

aufgreift, die Stadt Yangzhou aber kein einziges Mal mehr zum direkten Gegenstand seiner<br />

Beschreibungen gewählt wird. Es scheint also nicht abwegig, in Hefei eine Art “Ersatztopos”,<br />

in den wesentliche Elemente aus dem Bereich um “Yangzhou” übernommen und in freier<br />

Zusammensetzung dichterisch neugestaltet wurden, zu vermuten. In diesem Kontext rückt die<br />

Annahme einer unglücklichen Liebe, die unbedingt als persönliches Motiv <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> zu<br />

594<br />

S. 127<br />

341

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