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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Auch wenn die Wortwahl im Kontext <strong>des</strong> Gedichtes das Geschehen etwas modifiziert -<br />

die Umbesinnung findet bereits im Boot statt -, ist doch die Anspielung bis zur<br />

Übereinstimmung <strong>des</strong> Familiennamens <strong>des</strong> Angeredeten mit dem <strong>des</strong> Protagonisten der<br />

Geschichte klar herauslesbar. Ihr Sinn ist jedoch zunächst alles andere als eindeutig. Schon<br />

der gewaltige geographische Sprung vom Bezirk Chuzhou in Huainan 349 , wo Wang offenbar<br />

ein lustiges Jagdleben führt - möglicherweise eine Umschreibung für sein Leben als<br />

Kriegsmann - nach Shanyin, wo sich sein Charakter ganz entgegengesetzt darstellt, nämlich<br />

gar nicht auf Beute erpicht, sondern fähig, gleichmütig vom Kurs abzufallen, wenn das innere<br />

Ziel erreicht ist, zeigt Gegensätze, die schwer vereinbar scheinen.<br />

Strophe 2, Vers 8.: ...dem Alten auf dem kalten Fluß im Bambushut und Schilfmäntlein<br />

寒江簑笠翁 verschmilzt wörtliche Zitate aus den letzten beiden Versen von Liu Zongyuans<br />

berühmten Vierzeiler „Flußschnee“ 江雪:<br />

Über tausend Bergen haben sich die Vögel schon verloren.<br />

Auf zehntausend Wegen sind zunichte alle Menschenspuren.<br />

Verwaist das Boot, ein Alter sitzt im Bambushut und Schilfmäntlein,<br />

Den Schnee <strong>des</strong> Flußes angelt er alleine in den kaltenFluren. 350<br />

千山鳥飛絕<br />

萬徑人蹤滅<br />

孤舟簑笠翁<br />

獨釣寒江雪<br />

<strong>Das</strong> Bild korrespondiert nur oberflächlich mit Vers 4, da wir auch den Alten im Boot auf<br />

einem Fluß sehen und er scheint dort ebensowenig etwas zu wollen, wie Wang Ziyou in dem<br />

Moment, da er den Kurs seines Bootes ändert. Wichtiger ist hier aber der Kontrast zu Vers 7,<br />

die Ihr heute schreitet auf dem Weg über den Drachenschwanz. Gemeint ist eine Chaussee,<br />

die gerade auf die Hallen <strong>des</strong> Kaiserpalastes zuführte, also von den hohen Zivilbeamten auf<br />

dem Weg zur Audienz benutzt wurde. 351 <strong>Das</strong> innere Wesen <strong>des</strong> Angeredeten soll demnach<br />

selbst im Dienst von seiner Umgebung so unbeeindruckt sein, wie es das Bild <strong>des</strong> wortlosen,<br />

der Kälte trotzenden Alten suggeriert. <strong>Das</strong> erste Verspaar bereitet die Wirkung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> vor:<br />

es ist die Weite und Unbegrenztheit <strong>des</strong> Firmamentes太空 352 , die den Freund im Innern von<br />

allem Menschlichen distanziert.<br />

349 Die in Anmerkung 346 angegebene Lage der Stadt Chuzhou befindet sich in einem gleichnamigen<br />

Verwaltungsbezirk, der im Norden fast an die Huai-Grenze stößt, im Westen an den Bezirk Haozhou, in dem<br />

auch die Handlung von Gedicht 12 <strong>des</strong> Zyklus „Gedichte über das Reisen von einst“ spielt.<br />

350 TSS; J. 5, S. 424. Eine Alternativübersetzung ist die von Debon, in: Klöpsch; Der seidene Faden; Nr. 247.<br />

351 ZWDCD:49812.151.1<br />

352 ebenda; 5956.223<br />

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