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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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<strong>Das</strong> selbständige Durchdenken eines dichterischen Entwurfes genügt also von alleine<br />

ebensowenig, wie die subjektive Betrachtung, die das Ziel eines intuitiven Gedankens<br />

verfolgt. Es ist notwendig, „daß sich das Herz bis auf den Grund leert und aufhellt“ und von<br />

der subjektiven Intention frei macht, um nicht auf selbstverschuldete Abwege zu geraten.<br />

Übertragen auf die Dichtung heißt das: es bedarf ebenso <strong>des</strong> Vorverständnisses anderer<br />

Entwürfe, denn aus diesen ist die Sprache wie sie der Dichter vorfindet und sich aneignet<br />

zuvor gewachsen. Palumbo-Liu faßt diesen Gedanken auf dem Hintergrund der frühen<br />

<strong>Jiang</strong>xi-Tradition, von der <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> ihn übernimmt, folgendermaßen zusammen:<br />

The result of this kind of understanding of the Classics and their relation to one’s own<br />

circumstances is an integration of what was formerly other, a state wherein one might act prereflectively<br />

in accord with the traditional ethos. 330<br />

<strong>Das</strong> „vor-reflektive“ Schreiben wird zum Ausdruck einer Methode, die ohne eine<br />

geduldig erlernte Selbstbeherrschung, durch die sich der Autor vor der Sprache, vor seiner<br />

Sprache als Ausdruck seines Wesens, bewußt auf Distanz hält, undenkbar wäre. J.D. Schmidt,<br />

der die praktischen Auswirkungen <strong>des</strong> „Lebendigen Wirkens“ (huo fa) am Stil Yang Wanlis<br />

untersucht hat 331 , verweist darauf, daß der Begriff möglicherweise ursprünglich auf Lü<br />

Benzhong, der sich als Proklamator <strong>des</strong> <strong>Jiang</strong>xi-Stiles einen Namen machte, zurückgeht. Er<br />

läßt auch durchblicken, daß Lü oft paradoxe Aussagen verwendet, die auf Lehrsätze chan-<br />

buddhistischer Sutren anzuspielen scheinen, wie etwa in der folgenden, von Schmidt<br />

angeführten Passage:<br />

Studying poetry, you must understand the life method (huo fa). What is meant by live<br />

method is that all of the rules are observed but you are able to transcend the rules;... . This<br />

Path has a set method, yet it is without a set method. It lacks a set method, yet it possesses a<br />

set method. If someone understands this, then you can discuss the live method with him. 332<br />

In <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Poetik hat das „Lebendige Wirken“ eine nicht weniger essentielle<br />

Bedeutung: in ihr wird der Schriftsteller erst „mit der Sprache fertig“, wenn seine Ideen nicht<br />

mehr durch einen subjektiv-beschränkten Zugriff auf die Sprache gehemmt werden. Erst das,<br />

was oben mit subtile Kunst (wei miao; siehe S.172) übersetzt wurde, befähigt zur<br />

unbeschränkten Möglichkeit <strong>des</strong> Sprechens. Doch in seiner theoretischen Argumentation hat<br />

330 Palumbo-Liu; S. 63<br />

331 Schmidt; Yang Wanli; Chapter 3, S. 56 - 77. Schmidt übersetzt den Ausdruck huo fa mit „method of life“.<br />

Meine Kritik an dieser Übersetzung und Begründung der eigenen folgt weiter unten.<br />

332 in: Liu, Kezhuang; Hou cun xian sheng da quan ji; 95-826a; zitiert nach: Schmidt; Yang Wanli; S. 56<br />

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