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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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karge Landschaft, deren Charakter auch in den Dichtungen immer wieder durchdringt und die<br />

in der später ausgeprägten Metaphorik einer resignativ Ausschau haltenden Melancholie zur<br />

lange währenden Inspirationsquelle wurde. Im Vorwort zu einem auf das Jahr 1186 datierten<br />

ci 54 hielt <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> diese räumlich und zeitlich durchweg eintönig-karge Stimmung <strong>des</strong> Ortes,<br />

an dem er im Herzen dennoch hing, mit wenigen poetisch-präzisen Sätzen fest: Meine ältere<br />

Schwester war in Shanyang bei Gumian (Ezhou) zu Hause. Dort liegt zur Linken der Weiße<br />

See, zur Rechten das Gebiet der Marschen Yun und Meng 55 . Im Frühling, wenn das Wasser<br />

steigt, überflutet es viele tausend li; wenn in der Kälte <strong>des</strong> Winters der Sand zum Vorschein<br />

kommt, erstreckt sich das verdorrte Gras bis in die Wolken hinein. ...<br />

Es war allerdings nicht nur diese unmittelbare Umgebung, in der <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> seine Jugend<br />

verbrachte. Zwar gibt es keinerlei Anhaltspunkte dafür, auf welche Art er bis etwa zum<br />

dreißigsten Lebensjahr sein Fortkommen sicherte und auf welche Ziele er zuarbeitete, doch<br />

wir können aufgrund einiger eher allgemeiner Äußerungen davon ausgehen, daß die Familie<br />

<strong>des</strong> Schwagers nicht vielmehr als seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte und daß er<br />

<strong>des</strong>wegen zur literarischen Ausbildung - d.h. zur Vorbereitung auf die Staatsprüfungen, die<br />

ihm den Zugang zur Laufbahn seiner Vorfahren eröffnen sollten - anderen und<br />

wohlhabenderen Freunden und Verwandten in Hubei und Hunan anvertraut wurde. Die<br />

nächstliegendsten Beziehungen dürften ihn nach Ezhou geführt haben. Am dortigen<br />

Flußhafen verdienten zahlreiche Familien der Stadt ihren Reichtum und die vielen<br />

kulturhistorisch bedeutsamen Orte in der Nähe, die bereits Lu You ausführlich und begeistert<br />

beschreibt 56 , weisen darauf hin, daß auch das höhere Schul- und Akademiewesen dort nicht<br />

fehlte. In etlichen Vorworten zu späteren Gedichten entsteht der Eindruck, als habe <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

besonders hier, aber auch an den entfernteren Orten, wo er in späteren Jahren vor 1186<br />

vorübergehend zu Gast war, eine gesellige und glückliche Zeit verlebt. So etwa in der<br />

folgenden Beschreibung der Umgebung von Ezhou, die einem ci vorangeht, das vermutlich<br />

1185 in Changsha (Hunan), fast unmittelbar vor dem schon in Aussicht stehenden,<br />

endgültigen Abschied aus der Heimatnähe entstand 57 : Lang war ich in Gumian zu Gast. Kein<br />

Tag, an dem mir nicht die Regendünste <strong>des</strong> Canglang-Flußes, die Flora der Papageieninsel,<br />

die herrlichen Ausblicke vom Tempel der Bettelmönche und vom Felsen <strong>des</strong> Gelben Kranichs,<br />

die stillen Orte am Langguansee und in den Dabiebergen im Sinn und vor Augen lagen. Mit<br />

zwei bis drei Freunden sann ich auf nichts anderes, als sie zu besingen und zu genießen. ...<br />

54 Der Text wurde auf die Melodie „Am Fluß gewaschene Seide“ (Wan xi sha) gedichtet. Siehe: JBS; S. 16<br />

55 Zu den Ortsbezeichnungen siehe Anmerkung 486<br />

56 Chang und Smythe; S. 119-135<br />

57 „Klare Wellen - ein yin“ (Qing bo yin): JBS; S. 11 & Anhang.<br />

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