29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Yan Yu sagt: Gemeinhin liegt der Weg <strong>des</strong> chan allein in der mystischen Erleuchtung 308<br />

(miao wu). Der Weg der Dichtung liegt ebenfalls in der mystischen Erleuchtung. ... Nur die<br />

Erleuchtung macht den Fachmann, macht die Grundfarbe, ... In<strong>des</strong>sen: bei der Erleuchtung<br />

gibt es eine unterschiedliche Tiefe, gibt es verschiedene Ausmaße: Es gibt die Erleuchtung,<br />

die ganz durchgedrungen ist, und es gibt die Erleuchtung, die nur einen einzigen Punkt erfaßt<br />

und nur um die halbe Lösung weiß.<br />

Die (Dichtung der Dynastien) Han- und Wei ist zwar erhaben, aber entlehnt die<br />

Erleuchtung nicht. Von Xie Lingyun (und Tao Yuanming 309 ) bis zu den Meistern der Tang-<br />

Blütezeit war es die Erleuchtung, die ganz durchgedrungen ist! Die übrigen, selbst wenn es<br />

(unter ihnen) Erleuchtete gab, waren doch alle nicht von der höchsten Wahrheit!<br />

Ebenso sagt <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>: Wenn eine literarische Komposition (wen) nach (dem Vorbild)<br />

literarischer Komposition entsteht, so ist das Handwerk (gong); entsteht sie nicht nach (dem<br />

Vorbild) literarischer Komposition, so ist das Kunst (miao). Doch ohne literarische<br />

Komposition gibt es keine Kunst. Zur Heiligkeit bedarf es <strong>des</strong> Erwachens von selbst (zi<br />

wu). 310<br />

So richten sich alle Rangunterschiede innerhalb der Literatur nach der Tiefe oder<br />

Seichtigkeit der Erleuchtung (bzw. <strong>des</strong> Erwachens: 悟之深淺; d. V.). Wenn dieses Prinzip<br />

gründlich verstanden wird, dann ist nach dem einheitlichen Geschmack (!) der „mystischen<br />

Erleuchtung“ alles aufrichtig Geschaffene gestaffelt und ringsum gibt es keine Hindernisse<br />

mehr. Dann kommen die Alten zu uns und wir kommen zu den Alten. 311<br />

Es liegt auf der Hand, daß die von beiden Autoren jeweils hervorgehobenen Begriffe der<br />

„mystischen Erleuchtung“ und <strong>des</strong> Erwachens von selbst eine tatsächliche Differenz<br />

beinhalten, die sich durch die unterschiedliche Präzisierung von 悟 (wu) durch 妙 (miao)<br />

und 自(zi) verbal äußert. Zu einem ausführlichen Vergleich der beiden Poetiken besteht an<br />

dieser Stelle kein Anlaß, doch die durch Debon herausgearbeitete und nach ihm wiederum<br />

bestätigte 312 Gleichsetzung der Inspirationsquellen der Dichtung mit denen der<br />

buddhistischen Mystik soll im Auge behalten werden, um die verschiedenartige Intention<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, wie sie sich in der Anlage seines <strong>Werk</strong>es und in der Prägung bestimmter Begriffe<br />

äußert, davon abheben zu können.<br />

Die Problematik einer wörtlichen Übernahme von Debons Übersetzung „mystisch“ oder<br />

„wunderbar“ für miao in den Kontext von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Gedankenführung wird an dem obigen<br />

Beispiel nicht nur deutlich, sondern sie erhellt auch den ungleichen Stellenwert der<br />

„Erleuchtung“ bzw. <strong>des</strong> Erwachens in den Vorstellungen beider Autoren. Mit miao<br />

kennzeichnet <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> keine Personalstile, um ihren absoluten Vorbildcharakter<br />

308 Ich behalte hier den Übersetzungsterminus Debons bei. Um möglichst wenig Irration aufkommen zu lassen,<br />

verwende ich bei Zitaten bezüglich Yan Yus den Übersetzungsterminus Günther Debons weiter, hinsichtlich<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s übersetze ich nach meinem eigenen Ermessen.<br />

309 Fan nennt das Dichter-Paar Xie und Tao, während in Debons Übersetzung von Yan Yus Text nur von Xie die<br />

Rede ist.<br />

310 BSJ; S.68 (Nr. 23)<br />

311 Li dai shi hua; Dui chuang ye yu; J. 2, S. 415<br />

312 Vergleiche Klöpsch, Volker; Die Ja<strong>des</strong>plitter derDichter; Bochum 1983, S. 95<br />

169

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!