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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Noch die Einteilung sämtlicher ci in vier Hauptgruppen, die James Y. Liu 1974<br />

vornahm 170 , trägt ( vielleicht ungewollt ) einer gewissen Abwertung durch die traditionelle<br />

Literaturkritik Rechnung, indem sie die Gruppe der „Literatenlieder“ (wenren ci) über ihre<br />

thematische Breite und ihre Unbekümmertheit ob der Singbarkeit der Texte definiert.<br />

Thematische Breite meint letztendlich die Einbeziehung shi-typischer Inhalte und Haltungen,<br />

die den Aussagecharakter der ci-Dichtung veränderten und sie in moralischer Hinsicht der<br />

Person <strong>des</strong> Literaten (wenren) - der zuallererst seine Rolle als „Pfeiler“ der sittlichen Ordnung<br />

ernstzunehmen hatte - angemessener erscheinen ließen, als die andern drei Gruppen, deren<br />

Rang immer durch eine gelegentliche oder übliche „Hintansetzung der Bedeutung“ 171 (bzw.<br />

<strong>des</strong> Gehalts, yi) zurückgestuft wurde. Durch die Hervorhebung einer Gruppe von sogenannten<br />

„Literatenliedern“ aus dem Gesamtkorpus der ci-Dichtung wird jedoch zunächst einmal<br />

vorgetäuscht, daß Dichter, deren <strong>Werk</strong>e nicht zu dieser Gruppe gerechnet werden, keine<br />

„echten“ Literaten seien. Mitsamt ihren Dichtungen rutschen sie unfreiwillig in ein<br />

zweifelhaftes Milieu ab, während die Repräsentanten einer einzelnen, willkürlich und zudem<br />

unscharf umrissenen Gruppe als Veredler der Gattung glänzen dürfen.<br />

Im folgenden werden nun in Kürze einige Ansätze skizziert, von denen aus sich die<br />

Gattung der ci unabhängiger und objektiver betrachten läßt. Dabei soll nicht das Verdienst<br />

eines Wang Guowei übersehen werden, der um die Jahrhundertwende Chinas Weg in eine<br />

literarische Moderne über eine ästhetische Neubewertung dieser traditionellen lyrischen<br />

Gattung anging.<br />

1. Der „subjektive Dichter“ 主觀之詩人 (zhu guan zhi shiren)<br />

Die bedeutendste Gegenbewegung, die jene immer mehr erstarrende - und <strong>des</strong>halb zuvor<br />

leicht ironisch vermerkte - Fixierung der Literaten <strong>des</strong> Kaiserreiches auf längst nur noch<br />

überlieferte ästhetische Werte unter dem Einfluß westlicher Ideen aufzubrechen suchte, geht<br />

auf eben diesen Wang Guowei zurück. Es wurde schon bemerkt, daß der noch in der<br />

konfuzianischen Tradition verwurzelte Gelehrte, der sich intensiv mit der deutschen<br />

Philosophie (besonders Schopenhauer und Nietzsche) befaßte, in seinem wichtigsten <strong>Werk</strong><br />

„Gespräche <strong>des</strong> Renjian über die ci-Dichtung“ (Renjian ci hua; 1910) <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Stil als<br />

Anfang der Dekadenz nahezu vollkommen verwirft. Obwohl viele seiner Argumente gegen<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> den Eindruck machen, daß Wang in diesem Punkt an traditionellen Mustern der<br />

170 Liu, ; Some Literary Qualities of the Lyric (Tz’u); in: Birch (Hg.): Studies in Chinese Literary Genres S.<br />

133-153<br />

171 So übernimmt Schmidt-Glintzer die Einteilung Lius in seiner Geschichte der chinesischen Literatur, S.362-<br />

363<br />

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