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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Fürwahr hat als Gelehrter mir ein dritter Rang gepaßt,<br />

Um hier den Pfirsichfreund und Untertanen abzugeben.<br />

Den Pfirsichblütenquell habe ich nicht vergessen,<br />

So finde ich wohl noch zum göttlich-wahren Leben.<br />

暮作涵花津<br />

試為探花士<br />

作此偷桃臣<br />

桃源不我棄<br />

庶可全天真<br />

Von jener Schwermut, mit der sich das Ich am Ende von Gedicht 9 von seinen<br />

Erwartungen verabschiedet und zurück in sein gewohntes Leben begibt, ist hier gar nichts zu<br />

spüren, auch wenn sich Lus Reise-Ich mit demselben Problem, der Nicht-Realisierbarkeit<br />

einer literarischen Utopie, konfrontiert sieht. Lu spielt humorvoll mit der Spannung, die die<br />

Erwartung an den mit dem Mythos nur durch die Andeutung im Namen verbundenen Ort<br />

weckt. In diesem Sinn ist auch Vers 2 zu verstehen, der die vergebliche Suche im voraus mit<br />

dem eitlen Streben nach Reichtum gleichsetzt. Die in den Versen 5 bis 12 enthaltenen<br />

Beschreibungen stehen, wie oben angedeutet wurde, nicht in engstem Bezug zu der<br />

Überlieferung nach Tao, sondern beziehen sich möglicherweise auf eine Darstellung, die das<br />

Ereignis an der hier im Titel genannten Lokalität ansiedelt. Im Grunde scheint es dem Ich gar<br />

nicht darum zu gehen, das Unfindbare zu finden. Es setzt sich - hier ganz in der Tradition <strong>des</strong><br />

Tao Yuanming - auf eine niedrige soziale Stufe (Vers 15) herab und gibt sich weise damit<br />

zufrieden, die bloßen Gedanken daran in reine Dichtung umzuwandeln. Dabei empfindet es,<br />

am göttlich-wahren Leben 天真 teilzuhaben und würdigt auf diese Art die Heiligkeit <strong>des</strong><br />

Ortes.<br />

Dieses Ich geht tiefsinnig und ehrfürchtig auf die Umgebungen ein, die es beschreibt,<br />

aber es ist ihnen nicht ausgeliefert, es kämpft mit ihnen nicht um das Überleben, nicht um<br />

eine Wahrheit, da diese ihm als eigene Gewißheit ja bereits sicher erscheint. Es kann sich<br />

immer bis zuletzt den im Innersten ungerührten geistigen Blick bewahren, mit dem sich der<br />

Künstler sein Bild vorstellt oder der Gläubige sein Heiligtum. Ausgesprochen wurde das<br />

schon in den beiden Versen <strong>des</strong> ersten Gedichtes: Ohren und Augen verschrickt die trübe<br />

Verwirrung, / In den Tiefen <strong>des</strong> Geistes herrscht eisige Stille. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Reise-Ich sucht<br />

dagegen vergebens eine Wahrheit und findet nicht den sicheren Abstand zu den<br />

Erscheinungen, um Gewißheit über das Dahinterliegende zu erlangen. Aus seiner Sicht<br />

wollen die Irrfahrten schier kein Ende nehmen (Gut zwanzig Jahre...kam ich auf der<br />

Wanderschaft durchs Land.) und die relative geographische Nähe zur Heimat <strong>des</strong> realen<br />

Autors gibt keinen Rückhalt, wird in Gedicht 8 sogar anscheinend bewußt geleugnet.<br />

2.3. Die ideale Einheit von Rückzug und Dichtung<br />

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