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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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ekundet <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> dem Leser noch einmal ausdrücklich, daß sich seine Gedanken im<br />

wiederholten Diskurs mit den namentlich genannten Dichtern geformt hätten. Sein Fazit<br />

lautet, daß die Übereinstimmung aller, auch wenn sie von den einzelnen Disputanten am Ende<br />

subjektiv bekundet werde, nicht das Ziel der Gedanken über poetischen Stil seien könne: ...<br />

Nein, nein! Wie sollte eine solche Übereinstimmung allgemeingültig sein?<br />

Nur anhand der Formen kann Übereinstimmung erreicht werden und für <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> ist es<br />

doch offenbar, wofür man sie schätzen darf! Auf diese Weise wird aber letztlich nur das<br />

Gegenteil <strong>des</strong> wahren Kunstgeistes, der sich jenseits der (Stil-) Formen zurückzieht, erfaßt. 289<br />

Die Absicht diesen Widerspruch, der im dichterischen Schaffen wirklich und<br />

allgegenwärtig ist, zu untermauern, tritt aus einigen Anspielungen hervor, in denen<br />

insbesondere der philosophische Klassiker Zhuangzi wiederholt auftaucht und deren<br />

Verteilung über beide Texte nun zunächst zu beachten ist.<br />

Je<strong>des</strong> Vorwort enthält zwei Zhuangzi-Anspielungen bzw. -zitate, deren Metaphorik und<br />

gedankliche Hintergründe die unterschiedlichen, aufeinander abgestimmten Dispositionen<br />

beider Vorworte klar erkennen lassen. <strong>Das</strong> erste Vorwort bezieht sich auf die jeweiligen<br />

ersten Kapitel der Bücher „Ausgleich der Weltanschuungen“ (Qi wu lun) im ersten und Geng<br />

Sang Chu im letzten Teil <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es. 290 Hier wie dort geht es um die bildliche Vermittlung<br />

der Existenz einer Kraft, die „eines in allem“ ist und alles harmonisch bewegt, ohne eine<br />

Verbindung mit dem Einzelnen einzugehen. <strong>Das</strong> menschliche Individuum, das zum Ursprung<br />

dieser Kraft zurückfinden und damit seine Sterblichkeit überwinden will, brennt gleichsam<br />

innerlich aus. Seine Individualität wirkt auf den Außenstehenden so hülsenhaft wie <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

am Ende <strong>des</strong> zweiten Vorwortes seine eigenen <strong>Werk</strong>e erscheinen, nachdem er den<br />

unmittelbaren Bezug <strong>des</strong> Schaffenden zu ihnen verloren hat. Mit der Hülsen- bzw.<br />

Larvenmetapher wird später eine weitere Anspielung auf Zhuangzi zu untersuchen sein.<br />

Nun zu den beiden Anspielungs- bzw. Zitatstellen aus dem ersten Vorwort, um sie in<br />

einen direkten Vergleich mit dem Zhuangzi-Kontext zu ziehen:<br />

Dichtung hat ursprünglich keinen Stil. Die dreihundert Stücke erklingen allesamt von<br />

selbst, wie die Rohrflöten <strong>des</strong> Himmels (unten: „<strong>des</strong> Himmels Orgelspiel“; 天籟).<br />

289 Es ist nicht diese oder jene Besonderheit im Bereich <strong>des</strong> Stilistischen, was die Originaltität eines einzelnen<br />

<strong>Werk</strong>es ausmacht, sondern nur das, was für <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> so oder so offenbar (ke zhi) ist. Daß sich dieses Offenbare<br />

nicht weiter benennen bzw. festlegen läßt, versteht sich gewissermaßen von selbst aus dem Wesen der Dichtung,<br />

der Kunst; denn offenbar ist allein das „Geheimnis der Dichtung“ (shi zhi miao), das Nicht-Aussprechbare <strong>des</strong><br />

Gesagten: ein Paradoxon, <strong>des</strong>sen Auflösung jenseits der sprachlichen und rationalen Möglichkeiten in dem vom<br />

chan-Buddhismus postulierten „Erwachen“ (wu) zu erwarten ist.<br />

290 Zhong, Tai; S. 27 und 517 & Wilhelm; Dschuang Dsi; S. 39f. und 239f.<br />

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