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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Bis hierhin wurden zwar anscheinend kaum zu vereinigende Gegensätze im Portrait <strong>des</strong><br />

Adressaten untergebracht, doch von einem Ansinnen <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> erfahren wir fast nichts. In<br />

den folgenden Strophen wird er deutlicher aussagen, was er denn seinem Freund zum Geleit<br />

mit auf den Weg geben will.<br />

Strophe 3, Vers 10.: Eine inhaltliche Zäsur <strong>des</strong> Gedichtes wird hier sofort spürbar, da wir<br />

aus der winterlichen Kälte plötzlich an blühende Lilienufer versetzt werden. Lilien sind, im<br />

Gegensatz zum Bambus (11. Vers), Sinnbild weiblicher Schönheit oder der Sinnlichkeit<br />

überhaupt. Zusammen mit dem Ausdruck Hatten die Blumen...zu sagen 花有語 entsteht hier<br />

die Anspielung auf eine Palastgeschichte aus der Tang-Zeit 353 : Der Kaiser lustwandelte mit<br />

seinen Maitressen innerhalb <strong>des</strong> Palastes am Ufer eines Teiches, das von tausenden Lilien<br />

bevölkert war. Als die Damen unter Seufzern der Bewunderung den Blüten Dauer wünschten,<br />

wandte sich der Kaiser gegen sie und sprach: „Seid Ihr nicht fürwahr meine sprechenden<br />

Blumen?“. Die Anspielung deutet sehr indirekt die langen Abwesenheiten Wangs von seiner<br />

reizvollen Heimat an, während denen er selber weniger an dieser zu hängen scheint, als selbst<br />

die Blumen an ihm.<br />

In den Versen 11 und 12 löst der Bambus die Blumen ab und der Herbst den Sommer. Die<br />

Symbolik <strong>des</strong> Bambus stellt diesen dem geläuterten Menschen gleich, <strong>des</strong>sen Herz nach<br />

nichts Äußerem mehr verlangt (hängende Bambusblätter) 354 und der sich genügsam in sein<br />

Schicksal fügt. Gleichzeitig klingt durch diese Verse die Mahnung, die Rückkehr nicht<br />

allzulange herauszuzögern. Die sinnlichen Lilien durften umsonst ihren Herrn beklagen und<br />

verblühen, doch die Ankunft <strong>des</strong> Herbstes soll ernster genommen werden.<br />

Strophe 4, Vers 14. und 16.: Die Intention <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>, bisher allmählich und indirekt<br />

zum Vorschein kommend, wird nun ganz deutlich. Noch einmal werden die amtlichen<br />

Fähigkeiten und Verdienste Wangs gelobt, ja mit Hilfe einer Anspielung auf das Feldherren-<br />

Genie Ma Yuan 355 , der dem Han-Kaiser eine strategisch Lage darstellte, indem er vor ihm auf<br />

dem Boden Reiskörner zu einer Landschaft häufte, in der er die Truppenbewegungen<br />

aufzeichnen konnte, sogar als unübertrefflich bezeichnet. Dann aber folgt die Empfehlung an<br />

den Freund ebenso unmittelbar wie unmißverständlich.<br />

Der Vers 16 beginnt mit einer Formulierung, die - in umgekehrter Reihenfolge - mit einer<br />

Textstelle <strong>des</strong> Daodejing übereinstimmt. Der Versanfang ...ordnet Euch selbst 政自 (zheng<br />

zi)... ist möglicherweise aus dem Gedanken von Kapitel 57 abgeleitet. Dort heißt es:<br />

353 TBD; S. 355<br />

354 Eberhard, Wolfram; Lexikon chinesischer Symbole; 1987, S. 31f.<br />

355 Vergleiche Fan, Ye; Hou Han shu; Hongkong 1971; J. 214, S. 834<br />

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