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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Angemessene empfand und es - vergebens - in Worten zu halten versuchte. 397 Dieser große<br />

Moment der Dichtung, den Fan in sein Gedicht, das äußerlich zur wiedergefundenen Idylle<br />

Taos kaum widersprüchlicher lokalisiert sein könnte, scheinbar mühelos einfügt, ist der innere<br />

Ruhepunkt seines Wesens. Es ist der Moment der Nähe zur Schöpfung, der auf der<br />

dichterischen „Erleuchtung“ (wu) beruhenden Verwandtschaft mit dem Edlen und Schönen,<br />

den <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> als die geistige Überlegenheit seines Freun<strong>des</strong> vor allem preist.<br />

Mit einer Übersetzung dieser Verse, in denen die unglückliche äußere Lage plötzlich in<br />

einer innerlich gebrochenen literarischen Anspielung auf den still und zufrieden „unterm<br />

Ostzaun“ Astern pflückenden Tao Yuanming widerhallt, möchte ich diesen Abschnitt<br />

beschließen:<br />

881)<br />

DAS GASTHAUS AM YAN-BERG 398<br />

Am Neunten in der Früh’ war außer sich der wilde Schlag,<br />

Auch mich bedrängte man mit Speis’ und Trank zum Feiertag.<br />

Bei bittrer Kälte war es nicht wie unterm Ostzaun mehr -<br />

Ich hielt die Aster, sah zum Westberg, der verschneit da lag.<br />

燕賓館<br />

九日朝天種落驩<br />

也將佳節勸杯盤<br />

苦寒不似東籬下<br />

雪滿西山把菊看<br />

b) Selbstvergleich und poetische Identifikation mit dem Tang-Dichter Lu Guimeng (?-<br />

1. Verschiedene Motivation für den „Rückzug“ als literarischen Topos<br />

Der Rückzug aus dem öffentlichen in einen privaten Bereich gehört zu den frühesten,<br />

häufigsten und folglich auch zu den strapaziertesten Topoi der älteren chinesischen Dichtung.<br />

Jeder Dichter, der sein Leben und seinen Charakter in der Literatur ernsthaft aus diesem Stoff<br />

formen wollte, mußte ihn in genauer Kenntnis der vor ihm ausgeprägten Formen und äußerst<br />

397 Die entsprechenden Verse, die immer wieder als die berühmtesten der chinesischen Dichtung zitiert werden,<br />

sind das dritte Couplet im fünften Gedicht <strong>des</strong> Zyklus Yin Jiu („Beim Wein“) und lauten in Debons<br />

Übersetzung: „Ich pflücke still am Ostzaun Chrysanthemen, / Seh nach dem Südberg am entlegenen Ort.“ (Mein<br />

Haus liegt menschfern, doch nah den Dingen; S. 267; chinesischer Text in: Lu, Qinli; S. 89) Fan Chengda fügt<br />

sie im folgenden Gedicht teils wörtlich in das zweite Couplet ein, die sich dabei ergebende Sinnänderung<br />

verstärkt noch die Wirkung einer vollkommenen Verinnerlichung der Dichtung.<br />

398 siehe vorletzte Anmerkung<br />

214

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