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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Eine ähnliche, im Kern der Aussage verankerte, Funktion erfüllt die Vokabel 寒 (han)<br />

(„Kälte“/“kalt“) in „Sechs Strophen im Schnee“, wo sie in vier Gedichten vorkommt. Nicht<br />

nur dort, sondern über die ganze Breite <strong>des</strong> dichterischen <strong>Werk</strong>s, überwiegen bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

die kalten Landschaften, die sich vor dem Lebendigen abschließenden Räume. Die kalte,<br />

leere, einsame Landschaft ist zwar einerseits ein schon aus der frühesten poetischen Tradition<br />

entstandener Topos, durch den Armut, Außenseitertum, aber auch Gleichgültigkeit gegenüber<br />

der Nichtigkeit der weltlichen Stellung zum Ausdruck kommen können. Umso mehr wird sie<br />

von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> stilistisch deutlich geprägt. In „Sechs Strophen im Schnee“ führt der Weg am<br />

Ende aus der Kälte heraus, an einen warmen Aufenthaltsort, aber es ist nicht eigentlich die<br />

äußere Erwärmung, die dem Dichter Lebensmut gibt, sondern die klimatische Kälte wird zum<br />

Schluß nur durch die Armut beim Akt <strong>des</strong> Gedichts 作詩窮 ( zuo shi qiong) ergänzt:<br />

Duftholzzischen verschmilzt im Feuer mit Flötentönen.<br />

Wärmende Jade am Sattel, Hasen, Fasane: nichts.<br />

Bekommt er ein Tässchen heißen Tee, dann strotzt er vor Mut,<br />

Verschmolzen allein mit der Armut beim Akt <strong>des</strong> Gedichts. 138<br />

沉香火裏笙簫合<br />

煖玉鞍邊雉兔空<br />

辦得煎茶有驕色<br />

先生只合作詩窮<br />

<strong>Das</strong> zischende Duftholz 沉香 (chen xiang), die wärmende Jade 煖玉 (xuan yu), deuten<br />

auf eine vornehmes Milieu, in dem verhältnismäßig wenig Mangel an Schutz vor Kälte<br />

herrscht. Am Ende von Vers 2 spielt der Ausdruck Hasen, Fasane 雉兔空 auf den dekadenten<br />

Reichtum der herrschenden Elite 139 an, unter der sich der Dichter ja aufhält, ohne ihr<br />

eigentlich anzugehören. Dieses wird ihm im selben Moment bewußt - und aus der äußeren<br />

Umgebung <strong>des</strong> Ortes wird nichts.<br />

Hier wird die doppelte Verwendung <strong>des</strong> mit verschmilzt bzw. Verschmolzen<br />

wiedergegebenen Wortes 合 (he; siehe Vers 1 und 4) wichtig. Flötentöne (wörtlich: „Pfeifen<br />

und Flöten“ 笙簫) hört man, wenn sich der Vorfrühling mit milderem Wetter einstellt, denn<br />

immer mehr Gesellschaften werden dann im Freien veranstaltet. Daß der singende Ton <strong>des</strong><br />

brennenden Duftholzes mit ihnen verschmilzt, scheint zu bedeuten, daß sich das Ich<br />

einstweilen noch im Innern <strong>des</strong> Hauses aufhält. Sind die anderen schon hinausgezogen?<br />

138 BSJ; S. 49.<br />

139 ZWDCD: 42936.16 Gemeint ist also die Jagd auf Fasane und Hasen, die Sima Xiangru (gest. 117v.Chr.) am<br />

Ende seiner fu-Dichtung über den kaiserlichen Jagdpark (Shang lin fu) in ihrer dekadenten Form anprangert:<br />

Wenn man aber den ganzen Tag zu Pferde herumsprengt, ...., wenn man sich selbstisch auf seine eigene Freude<br />

beschränkt,..., die Regierung <strong>des</strong> Reiches vergißt und nur mit Gier an die Zahl der erbeuteten Fasane und Hasen<br />

denkt, so ist dies nicht der Weg, den der Edle einschlagen wird. (Übers.: Von Zach; Die chinesische Anthologie;<br />

VIII, S. 116)<br />

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