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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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aktualisierten Problematik <strong>des</strong> „Rückzuges in die Dichtung“, die ihn auch hier zur<br />

Auseinandersetzung mit den Lebensformen und dem <strong>Werk</strong> <strong>des</strong> Lu Guimeng zurückführte.<br />

In Lus Biographie war zu lesen, daß das freie Umherreisen im Boot seine poetische<br />

Produktivität anreizte und daß er sich am liebsten auf diese Weise, nämlich einsam dichtend<br />

und ohne festen Boden unter den Füßen, seinem Schicksal überließ. Eine große Gelassenheit<br />

scheint durch dieses unkonventionell anmutende Gebaren unterstrichen zu werden, doch Lus<br />

Konzeption der Dichtung als „Halt“ spricht auch dafür, daß eine solche Gelassenheit nach<br />

außen eine um so stärkere Rückbindung an ein geistiges Ziel verlangte. Die äußere Freiheit<br />

Lus kann für <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> letztlich nicht so bedeutend gewesen sein wie sein poetischer Stil,<br />

durch den jene Freiheit erst möglich wurde. Es finden sich kaum Stellen in seinem <strong>Werk</strong>, wo<br />

er eine wirklich tiefwurzelnde Sehnsucht nach äußeren Lebensbedingungen der Art, wie Lu<br />

sie vorgelebt zu haben schien, zu erkennen gibt. Dagegen überwiegen die Äußerungen, in<br />

denen <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> beklagt, daß sein Leben dem Zufall bzw. der Willkür fremder Mächte restlos<br />

ausgeliefert sei. In einem solchen Kontext begegnen wir zum letzten Mal einem offenen<br />

Selbstvergleich mit Lu Guimeng, der in diesem Zyklus auch literarische Berührungspunkte<br />

zwischen den beiden Dichtern andeutet.<br />

<strong>Das</strong> nächste Gedicht folgt an fünfter Stelle und fällt insofern deutlich aus der Reihe, als<br />

es die erste und einzige Bezugnahme auf die Person eines anderen <strong>Dichters</strong> innerhalb <strong>des</strong><br />

Zyklus beinhaltet:<br />

Lu Himmelnach bin ich gewiß in einem der drei Leben,<br />

Am Wu-Fluß aber doch ein fremder Reisender geblieben.<br />

Mir war bestimmt, auf einem Boot ins neue Jahr zu kommen -<br />

Von wem wird mir mit Schnee der Staub vom Reisekleid gerieben?<br />

三生定是陸天隨<br />

又向武松作客歸<br />

已拚新年舟上過<br />

倩人和雪洗征衣<br />

Der Vergleich läßt zunächst an Direktheit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.<br />

Anders als in den beiden schon vorgekommenen Gedichten, die die Parallele zu Lu zwar<br />

suchten, die Absicht aber erst im Verlauf <strong>des</strong> Textes kundtaten und sich somit allmählich-<br />

tastend der Gestalt <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> annäherten, fällt hier der Name gleich im ersten Vers und<br />

wird zudem direkt mit der Gewißheit einer schicksalhaften Wesensverwandtschaft in<br />

Zusammenhang gebracht. Es scheint demnach so, als sei ein Prozeß der eigenen Orientierung<br />

im Verhältnis zu dem von einem anderen herangetragenen Dichter-Vorbild mittlerweile<br />

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