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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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sprach. 445 Ein Rückzug in die Dichtung wird hier vor allem in der Abstraktion erkennbar,<br />

denn indem <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> seinen Schlußvers nach dem <strong>des</strong> Lu Guimeng modelliert, ohne seine<br />

vom Ansatz her verschiedene Gedankenrichtung dabei zu ändern, deutet sich in der Dichtung<br />

jene verborgene Schicksalslinie an, die die drei Leben trotz ihrer offensichtlichen<br />

Verschiedenheit einander annähert, und somit je<strong>des</strong> aus seiner Stückhaftigkeit und das sich<br />

hier äußernde Ich aus seiner Einsamkeit befreit.<br />

Abschließend werden nun noch zwei Texte <strong>des</strong> Zyklus in Kürze vorgestellt, um zu<br />

zeigen, daß sich <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, trotz der seinen Stil prägenden Neigung, nicht im Abstrakten<br />

verlor, sondern seinen Grundgedanken einer Einsamkeit, die nur in der Dichtung Lebenssinn<br />

wiederfindet, durchaus auch inhaltlich formulierte.<br />

In dem soeben besprochenen Gedicht deutete sich bereits an, daß unter den diversen<br />

Motiven, die die Einsamkeit in größere Zusammenhänge bringen, neben der Landschaft <strong>des</strong><br />

Taisees und dem Heimreisen, auch der Zeitpunkt der Neujahrsnacht und die damit<br />

assoziierten Feierlichkeiten, die nur fern von dem Reisenden im Boot stattfinden, zu finden<br />

ist. Die Landschaft um den Taisee regte eher dazu an, den Ton der melancholischen<br />

Weltverdrossenheit zu treffen und mit dem historischen Untergang <strong>des</strong> Wu-Reiches und der<br />

Flucht <strong>des</strong> Mitsiegers Fan Li den jeder politischen Macht letztlich bevorstehenden Untergang<br />

zu verknüpfen. <strong>Das</strong> Motiv der Heimkehr bot Gelegenheit, die Sehnsucht nach einem<br />

Gegenstück zu jener nur von brüchigen Werten zusammengehaltenen Welt auszudrücken und<br />

dadurch bereits eine deutliche innere Abgrenzung vorzunehmen. Mit der Beschreibung einer<br />

einsamen Bootsfahrt in der Neujahrsnacht, während sich die Bewohner der Städte und Dörfer<br />

allesamt den ausgelassendsten Vergnügungen hingeben, wird diese Abgrenzung auch nach<br />

außen klar sichtbar. Im folgenden Text (Gedicht 6) wird dieser äußere Gegensatz im<br />

Vergleich mit den anderen Stücken <strong>des</strong> Zyklus am faßbarsten und wir sehen die Welt <strong>des</strong> Ichs<br />

deutlich als Kontrast zum Geschehen der Außenwelt:<br />

Die Windböen wirbeln auf Stränden, ein Ruder im Kalten.<br />

Gepfefferter Wein bleibt heut Abend mir vorenthalten.<br />

Durch die Wirrnis <strong>des</strong> Lebens führt letztlich alles dahin,<br />

Selbst Lieder feilend in’s Kerzenlicht Ausschau zu halten!<br />

沙尾風回一棹寒<br />

椒花今夕不登盤<br />

百年草草都如此<br />

自琢春詞剪燭看<br />

Die durch die Wirbel <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> nur scheinbar belebten Strände und das Ruder im<br />

Kalten geben zu Anfang das im ganzen Zyklus eindringlichste Bild <strong>des</strong> Alleineseins. Die<br />

445 JBS; S. 5<br />

240

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