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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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ein biographischer Anlaß in traumhafter Vieldeutigkeit aufgegriffen wird. Zweierlei<br />

unterscheidet jedoch dieses ci deutlich von jenen Vorgängern:<br />

- Durch die inhaltliche und strukturelle Entwicklung <strong>des</strong> lyrischen Textes kommt<br />

abschließend eine wache Erkenntnis der Situation zum Ausdruck. Die Nennung von<br />

Ortsnamen stellt eine direkte Verbindung zu den vorab erzählten, biographischen<br />

Hintergründen her; d.h. die besungene Vereinsamung scheint in diesem Fall mit der erzählten<br />

Vereinsamung weitgehend identisch zu sein. Mit der bloßen Vorstellung doch noch einmal<br />

heimzukehren, verbindet sich am Schluß sogleich die Gewißheit, daß dann die Zeit der<br />

Jugend (Pflaumenblüten) schon am Ende sein wird, das Ersehnte also bereits verloren ist.<br />

Hier wirkt die Pflaumenblüte nicht - wie in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s yongwu-Gedichten - als Gegenstand<br />

freier ästhetischer Betrachtung, sondern muß ihre symbolische Funktion der Ich-Aussage <strong>des</strong><br />

Textes (“Ich werde meine Jugend in der Heimat nicht wiederfinden!”) unterordnen.<br />

- <strong>Das</strong> Element <strong>des</strong> Traumhaften oder Unterbewußten wird hier nicht auf inhaltlicher<br />

Ebene, nicht indem in Vorwort oder Versen die Existenz eines Traums erwähnt wird, sondern<br />

strukturell, nämlich durch die sprachliche Gestaltung der ersten drei Verse und nachwirkend<br />

in den Versen 4 bis 6 eingebracht. Die Wirkung auf die gesamte Gedichtstruktur besteht<br />

darin, daß die Ich-Person, so deutlich sie auch nach und nach zur Übereinstimmung mit dem<br />

in einen klaren biographischen Kontext situierten Ich <strong>des</strong> Vorworttextes kommt, gleichwohl<br />

nur eine Partie <strong>des</strong> Subjekts ist. Die andere Partie besteht in der reflektierenden<br />

Wahrnehmung von Trennung und Vereinsamung als Zuständen, die, unabhängig von einer<br />

persönlichen und durch äußere Umstände herbeigeführten Lage, das <strong>Das</strong>ein bestimmen.<br />

Dieser Ansatz sollte in den folgenden Jahren die stilistische Entwicklung maßgeblich<br />

bestimmen.<br />

2. Neue Entwicklungen in der yongwu-Form: 1187<br />

<strong>Das</strong> nächste man-ci “Mitleid mit Blütenkleidern” von 1187 stellt eine Art yongwu-<br />

Dichtung vor, die im mittleren Zeitabschnitt zum Schwerpunkt von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s dichterischem<br />

Schaffen im Bereich der ci-Dichtung wurde. <strong>Das</strong> Stück läßt sich daher als Vorankündigung<br />

<strong>des</strong> Übergangs in die kommende Phase ansehen. In der man-Form finden sich bis 1189 keine<br />

yongwu-Gedichte und die ling-Form enthält nur einen Text dieses Subgenres, der zudem sehr<br />

offensichtlich in den Bereich der Liebesdichtung fällt 565 , also noch kaum das Merkmal der<br />

inhaltlicher Überschneidung und <strong>des</strong> vieldeutigen Aussagegehalts aufweist, das in der<br />

mittleren Phase prägsam wird. Zugleich empfindet man hier einen deutlichen Wandel der<br />

565 Auf die Melodie Xiao chong shan ling (1186) mit der Vorbemerkung “Auf die roten Pflaumenblüten von<br />

Tanzhou.” (JBS; S. 13f.)<br />

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