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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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seien. 477 Die nähere Bestimmung als das ins Grenzenlose übergeht weist auf das Nicht-<br />

Bestimmbare und ließe sich auf diesem Hintergrund als eine erste Anspielung auf die<br />

Fragwürdigkeit der Herrschaftslegitimation in der Situation der politischen Spaltung <strong>des</strong><br />

Reiches interpretieren. Die in Vers 5 genannten Orte weißer See und Zhuan(-Fluß) kamen<br />

bereits in den Gedichten 5 und 6 vor. Sie sind unmittelbar miteinander verbunden - der Zhuan<br />

durchfließt den weißen See - und gehören, wie sich besonders in Gedicht 6 zeigt, zur näheren<br />

Umgebung von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Heimatdorf Shanyang, das später (Vers 31) auch hier noch<br />

ausdrücklich erwähnt wird. In der Koordination der Lokalitäten, die hier dem gesamten<br />

Geschehen vorausgeschickt wird, konvergieren also einzelne, beim Reisen bereits<br />

durchfahrene oder aber für die Durchfahrt vorgesehene Räume zur größeren Einheit -<br />

Verbinden sich im weiten Dongtingsee-Gebiet -; zugleich geschieht aber auch eine Trennung<br />

von anderen Räumen, die hinter dem „Grenzenlosen“ nahezu verschwinden. Doch gerade<br />

diese weisen die engste und offensichtlichste Verbindung zur Biographie <strong>des</strong> Autors auf, und<br />

sie sind es auch, wo sich das folgende abspielt, während das erst spät (Vers 45) ins Geschehen<br />

eingreifende, artikulierte Ich, das zuvor lediglich als neutrales Subjekt gegenüber den<br />

unterschiedlichen Berichten seine Position wahrt, davon nur passiv und aus großem Abstand<br />

vernimmt. <strong>Das</strong> Gedicht wirft also schon mit Hinblick auf die in der Exposition angedeuteten<br />

Strukturen die Frage auf, ob und wie in „Gedichte über das Reisen von einst“ die<br />

Subjektivität, den Aussagen <strong>des</strong> Vorwortes entsprechend, tatsächlich auf das Ich bzw. den<br />

Autor zu beziehen ist, oder ob das Subjekt, zumal es sich ja an einigen Stellen im Plural zu<br />

bezeichnen scheint (Gedichte 2, 3, 5 und 7) nicht doch ganz bewußt sehr viel offener<br />

konzipiert ist? Mit anderen Worten: die folgende Interpretation beschäftigt sich im Kern mit<br />

der Problematik, inwieweit der Gehalt von „Gedichte über das Reisen von einst“ tatsächlich<br />

mit den Angaben <strong>des</strong> Vorwortes, die die Texte eindeutig als Erlebnislyrik zu qualifizieren<br />

scheinen, übereinstimmt.<br />

477 Ich beziehe mich hier auf Abschnitt 81 in Shen Kuos „Pinselunterhaltungen am Traumbach“ (Mengqi bi tan),<br />

in dem Shen Ansichten verschiedener Gelehrter über die Lage <strong>des</strong> in zwei Regionen (Yun und Meng) geteilten<br />

Gebietes diskutiert und anschließend seine eigene dagegen hält. Der Schluß <strong>des</strong> Abschnittes lautet in Herrmanns<br />

Übersetzung:<br />

...Während der Regierungsära Yuanfeng (1078-1085) führte mich eine Reise von Suizhou über Hankou nach<br />

Anlu. Hier begegnete ich Guo Si, einem für das Bevölkerungsregister von Jingling verantwortlichen Beamten,<br />

der sich mit der Geographie der Flüsse Han und Mian auskannte. Auch er bestätigte, daß die Marsch Meng<br />

südlich und die Marsch Yun nördlich <strong>des</strong> Yangzi-Stromes liege. Anhand der Aussagen <strong>des</strong> Buches Zuozhuan<br />

(die zuvor erörtert worden waren; d.V.) halte ich Guo Sis Angabe für glaubwürdig. <strong>Das</strong> Gebiet südlich <strong>des</strong><br />

Yangzi umfaßt u.a. die Kreise Gong’an, Shishou und Jianning, während das Gebiet nördlich <strong>des</strong> Yangzi u.a. die<br />

Kreise Yusha, Jianli und Jingling umfaßt. Hier in diesen am tiefsten gelegenen Landstrichen sammelt sich das<br />

Wasser. Die Provinz Erzhe südlich <strong>des</strong> Yangzi liegt dagegen etwas höher. Dieser Sinn in der alten Ausgabe <strong>des</strong> Buchs<br />

der Urkunden kann als richtig gelten. (Herrmann; S. 38f.)<br />

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