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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Ortsmetapher, die vermutlich ein südöstliches Tor Hangzhous mit dem Blautor <strong>des</strong><br />

hanzeitlichen Chang’an vergleicht. Möglicherweise wird also die aktuelle faktische<br />

Zersplitterung <strong>des</strong> Reiches wieder überspielt, indem eine Glanzepoche der Reichseinheit<br />

anklingt. Im Vordergrund steht jedoch die unbekümmerte Muße, in der die Zeit verbracht<br />

wird: Die Radspur... zu sehen war Zeit bedeutet, daß der Zustand es erlaubte, das Interesse<br />

vor allem dem Kommen und Gehen vornehmer Gäste zu widmen. Ein Lebenswandel in Muße<br />

und Luxus scheint nun derselben Person angemessen, die früher einmal in den Li fortwarf das<br />

Kleid.<br />

Im Rückblick <strong>des</strong> wie plötzlich Gealterten erscheint zum Schluß das ganze<br />

widersprüchliche Auf-und-Ab <strong>des</strong> eigenen Lebens mit seinen Leidenschaften hin wie nichts.<br />

In diesen, die erste Strophe abschließenden Versen 9 und 10 trifft sich der abstrakt-<br />

kontemplative Gedanke mit der konkreten Erfahrung <strong>des</strong> Verlustes der eigenen Behausung<br />

durch einen Stadtbrand, dem unausgesprochen auch der Verlust der existenzwichtigen<br />

Unterstützung und Förderung durch Zhang Jian zuvorgegangen war. Die inhaltliche Struktur<br />

spiegelt zwar für diejenigen, die mit den Hintergründen etwas vertraut sind, klar die<br />

Biographie <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> in großen Zügen wider - es ist aber ein engmaschiges Netz von<br />

Anspielungen, das keinen realen Namen, kein eindeutiges Faktum <strong>des</strong> persönlichen<br />

Werdeganges durchdringen läßt. Zweifellos meint der Dichter mit der Person, die da<br />

rückblickend ihr Leben reflektiert, sich selber, aber ebenso unbestreitbar ist auch, daß er es<br />

vermeidet, dieses objektiv festzulegen. <strong>Das</strong> Ich ist hier vom Leser ebenso frei besetzbar wie<br />

in “Gedichte über das Reisen von einst”, die ja nur wenige Jahre zuvor (um 1200) entstanden<br />

waren.<br />

Die Verse der zweiten Strophe werden zunächst vom diskursiven Modus bestimmt.<br />

Dieser ist durch die Verse 13 und 14 geprägt, genauer durch die direkte Anrede eines<br />

Kollektivs - ... seid ihr denn wahrlich toll! - und die Fortsetzung dieser stark emotional<br />

gefärbten Anredeform unmittelbar danach - Euch gilt,... . Unklar bleibt, wer genau direkt<br />

angesprochen wird, weshalb nur die allgmeinste Bestimmung, nämlich die Gesamtheit der<br />

Rezipienten, angenommen werden kann. Vers 11 greift ein Zitat aus den “Berichten von<br />

Göttern und Unsterblichen” <strong>des</strong> Ge Hong (ca. 280-340) auf. 608 Die Sage von der mehrfachen<br />

Verwandlung <strong>des</strong> Meeres in ein “Feld von Maulbeerbäumen” oder “Maulbeerbäume und<br />

Felder” 桑田 wurde ein literarisches Sinnbild für die langfristige Umwälzung aller scheinbar<br />

dauerhaften Verhältnisse. Offenbar soll sich der Spott der Unsterblichen über die Menschen<br />

also darauf beziehen, daß diese wie toll an bestehende Verhältnisse glauben. Auch Vers 14<br />

608 TBD; S. 296<br />

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