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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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264) dort Festungsanlagen errichtet hatte und später vertrieben worden war 162 . Der Text liest<br />

sich wie folgt:<br />

GEMEINSAM MIT GUO PU WENG ERSTIEG ICH DEN<br />

DRACHENSCHWANZ-BERG 163<br />

Um den Drachenschwanz-Berg öde Weite.<br />

Traufen ragen in sanft-grünen Hängen.<br />

Über Bergen lockt ein fernes Blühen,<br />

Unter Bäumen spür’n wir Frühlingsdrängen.<br />

Gras überwuchert die Wege von Wu,<br />

Möwen entfiel, wen Yue wollt’ zwingen.<br />

Mittagswind weht kühl in Kiefernschatten,<br />

Weiße Federn sich zum Habit mengen.<br />

同朴翁登臥龍山<br />

龍尾回平野<br />

簷牙出翠微<br />

望山憐綠遠<br />

坐樹覺春歸<br />

草合平吳路<br />

鷗忘霸越機<br />

午涼松影亂<br />

白羽對禪衣<br />

Die Komposition wirkt insgesamt eher konventionell. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> folgt streng den formalen<br />

Vorgaben für das „Regelgedicht“, bildet also das erste und letzte Verspaar ohne parallele<br />

Syntax, während die Komposita der mittleren beiden Verspaare den formalen Vorgaben <strong>des</strong><br />

Parallelismus entsprechen. Auch auf der Ebene der Bilder scheint anfangs der übliche Modus<br />

der Landschaftsdichtung 山水詩 (shan shui shi) vorzuherrschen: die räumlichen Konstanten<br />

Himmel und Erde, Ferne und Nähe sowie die genaue Einstimmung auf die Jahreszeit (hier der<br />

Frühling) erfüllen die Verse 1 bis 4. Die parallelen Verse 5 und 6 leiten von der Natur in die<br />

Historie über, indem sie die Geschichte der beiden einstigen Königreiche Wu und Yue<br />

ansprechen, also die kriegerischen Rivalitäten zwischen beiden Staaten im fünften<br />

Jahrhundert v.Chr., die mit dem Untergang von Wu (in <strong>des</strong>sem ehemaligen Gebiet der<br />

Drachenschwanz-Berg liegt) endeten. Die Reflexion bezieht sich natürlich auf die<br />

gegenwärtige, anhaltend prekäre Bedrohung <strong>des</strong> Reiches durch seinen nördlichen Rivalen,<br />

enthält aber selbst keine deutliche Drohung oder Mahnung. <strong>Das</strong> Gedicht spricht genau das<br />

Gegenteil von einer Mahnung aus, nämlich die Ermutigung dazu, das politisch Bedrohliche<br />

162 ZWDCD: 41566.7.1/2<br />

163 BSJ; S. 3<br />

91

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