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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Ausfahrten zu ihr unternahm und sie schließlich zu seiner bevorzugtesten Nebenfrau machte.<br />

Von dort her rührte ein Gassenlied, worin die Konkubine, die eigentlich „Zhao, die fliegende<br />

Schwalbe“ (Zhao Fei Yan), hieß, kurz Yanyan (“Schwalbenflug”) genannt wurde. 527 Diese<br />

Geschichte schließt kein tragisches Schicksal ein, und der Sinn der doppelten Anspielung auf<br />

Yanyan und Yingying in Vers 1 und 2 ergibt sich nur aus der Betonung <strong>des</strong>sen, was beide<br />

Gestalten gemein haben: sie waren ausnehmend schöne, verführerische, unverheiratete junge<br />

Frauen.<br />

<strong>Das</strong> erste Gedicht enthält also in den beiden genau parallel gebauten Anfangsversen das<br />

intuitive Moment, in dem die außen wahrgenommene Abendstimmung an der Anlegestelle<br />

bei Jinling (...Schwalbenflug...Pirolgesang...) mit einer Erinnerung an Bewegungen und<br />

Schönheit der Geliebten zusammenzutreffen scheint. Dieses Moment befreit den Blick, um<br />

ins Traumland jenseits von Raum und Zeit zu dringen (Vers 3). Aber auch die Beobachtung,<br />

daß die beiden Figuren in ihrem ursprünglichen literarischen Kontext diskrepante<br />

Wendungsmöglichkeiten <strong>des</strong> Schicksals verkörpern, scheint durchaus beabsichtigt zu sein.<br />

Dieselbe Eigenschaft, nämlich ihre Schönheit, trägt dazu bei, daß jene gücklich wird und<br />

diese zugrunde gehen muß. In beiden Gedichten sind Schwalbenflug (bzw. Yanyan) und<br />

Pirolgesang (bzw. Yingying) zwei Teile ein und derselben Wahrnehmung, deren sinnliche<br />

Seite nur die Anmut oder den Reiz einer natürlichen Bewegung, die an Tänzerinnen erinnern<br />

mag, einschließt. Die gedankliche Übertragung auf die unverkennbaren literarischen Figuren<br />

und ihre Geschichten erschließt jeodch eine zusätzliche Dimension, die erst jeweils den<br />

vollständigen Anschluß an das Gedicht ermöglicht. Die Schönheit ist der Willkür <strong>des</strong><br />

Schicksals unterworfen, sie kann gerettet werden oder muß untergehen. Die Sorge darum<br />

macht den Abschied innerlich unmöglich, das Zurückbleiben dort („Tanzend auf Grasmatten<br />

schreitend“) wird zur rastlosen Sehnsucht nach dem Geliebten, die Reise hier („Spiegelung<br />

auf ‚Tag der Aprikosenblüten’“) zum ziellosen Treiben, gelähmt durch das Verlangen nach<br />

einem unmöglichen Wiedersehen.-<br />

Auch in Vers 2 <strong>des</strong> zweiten Gedichtes sehen wir uns wieder mit einer berühmten<br />

Frauengestalt konfrontiert. Pfirsichblatt 桃葉 war die Geliebte <strong>des</strong> Wang Xianzhi, und<br />

wurde, wie auch ihre Schwester Pfirsichwurzel 桃根 , von dem Dichter verewigt. Mit dem<br />

(dem Fährmann geltenden) Anruf zur Überfahrt liegt hier eine direkte Anspielung auf die<br />

betreffenden Verse <strong>des</strong> Wang vor. Zum Vergleich mit denen <strong>des</strong> Su Shi werden auch sie hier<br />

übersetzt:<br />

527 Han shu; J. 97, S. 3988 & Quellenverweis in Anmerkung 525<br />

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