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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Rings umgeben von blaugrauen Bergen grünte weithin die flache<br />

Einöde. Die roten und weißen Blüten der Wildblumen am Dreifuß-<br />

Wildbach spiegelten sich entzückend in dem Gewässer. Wir schickten<br />

Leute aus, um einige davon zu pflücken und ließen sie an den Stielen in<br />

den Ahorn flechten. Ein wenig später ging der Mond auf und war größer<br />

als ein goldenes Becken. Im Anblick <strong>des</strong> ganzen Gefil<strong>des</strong> lösten sich die<br />

sonst verhaltenen Regungen der Seele. Bald darauf waren wir ordentlich<br />

betrunken und schliefen gegen Mitternacht ein.<br />

Im folgenden Jahr an Pingfus Geburtstag wollten wir im Boot zum<br />

Fengyu-Berg fahren, um uns dort zwischen Kiefern und Bambusstämmen<br />

zu ergehen. Ich bedachte die Unwiederbringlichkeit jenes Ausflugs und<br />

machte ein Lied daraus, das ich als Geburtstagsgeschenk überreichte.<br />

蒼山四圍平野盡綠<br />

鬲澗野花紅白照影可喜<br />

使人採擷以藤糾纏<br />

著楓上<br />

少焉月出大於黃金盆<br />

逸興橫生<br />

遂成痛飲午夜乃寢<br />

明年平甫初度欲治舟往<br />

封禺松竹間<br />

念此遊之不可再也歌以<br />

壽之<br />

Die legendäre Person <strong>des</strong> Jingyang 旌陽, von der hier die Rede ist, soll in Nanchang<br />

(<strong>Jiang</strong>xi) als Schlangenbekämpfer zu Ruhm gekommen sein. Es wurde ihm ein<br />

Aussichtspavillon mit einer eisernen Säule zum Gedenken errichtet, doch es ist eine andere<br />

Gedenkstätte, die die Freunde aufsuchten. 76 Es ist auch mehr eine Stimmung am Ort als die<br />

Person selber, worum es den Ausflüglern geht; das zeigt sich am verspielten Ausschmücken<br />

<strong>des</strong> Festplatzes und an dem anschließenden Bewundern <strong>des</strong> Mondaufganges, das in ein<br />

Gefühl <strong>des</strong> geglückten Tages übergeht. Außerdem stellen Anfang und Ende <strong>des</strong> Vorwortes<br />

das Ereignis bewußt in eine Abfolge anderer Ereignisse - Ausflug zum Tempel der<br />

Jadehoheit, Bootsreise zum Fengyu-Berg -, in der sich der legendäre Hintergrund <strong>des</strong> einen<br />

Ortes vollkommen verliert. Worauf es den Freunden ankommt, das ist ein geistiger und<br />

diesseitiger Lebensgenuß, den sie durch freie Unternehmungen aufspüren und in der Dichtung<br />

überdauern lassen. Sie sind keine Weltflüchtigen, die in der Einöde ein wahrhaftes, aber<br />

sprö<strong>des</strong> Selbst zu verwirklichen suchen, sondern leben aus der Mitte eines materiell<br />

wohlversehenen <strong>Das</strong>eins einem ästhetischen Genuß, <strong>des</strong>sen Sinn vielleicht darin bestand, das<br />

Einmalige vom Gewöhnlichen, das Überdauernde vom Vergänglichen zu unterscheiden.<br />

<strong>Das</strong> Jahr 1196 ist besonders reich an dichterischen Zeugnissen aus dem <strong>Werk</strong> <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s,<br />

in denen gemeinsame Unternehmungen mit Zhang Jian erwähnt werden. 77 Als Begleiter und<br />

Freunde tauchen ein gewisser Guo Pu Weng und Yu Shangqing (Yu Hao) ebenfalls vermehrt<br />

76 ebenda; S. 57<br />

77 In diesem Jahr wird Pingfu sechs mal erwähnt, die weiter unten genannten Freunde Yu Shangqing und Guo<br />

Pu Weng vier und zwei mal.<br />

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