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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Zweiges nicht als “reales” Gegenüber, sondern zeichnen sie erst über die Vorstellung jenes<br />

Ganzen, dem der Gegenstand angehört - also den Pflaumenbaumanpflanzungen um das<br />

Heimatdorf <strong>des</strong> Xiang Yu - aus. Die beiden mittleren Verse bringen eine historische<br />

Symbolik ein, die dem Gedanken eine über die Grenzen der Vorstellbarkeit hinausgehende,<br />

zeitliche Dimension geben. Damit wird ein ungemein tiefes Erstaunen über das Altertum, das<br />

von der Betrachtung eines natürlichen Gegenstan<strong>des</strong> angestoßen wurde, in sprachlicher Form<br />

ausgelotet.<br />

Zu alledem muß auf dem zeitlichen Hintergrund und besonders mit Rücksicht auf das<br />

Vorwort, eine absichtliche Stellung <strong>des</strong> Textes zu gewissen politischen Spannungen, die wir<br />

im ersten Kapitel bereits umrissen haben, vermutet werden. Xia datiert die Niederschirft auf<br />

das Jahr 1193, während dem <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> gemeinsam mit Zhang Jian und Guo Pu Weng in<br />

verschiedenen Gegenden im weiteren Umkreis der Hauptstadt, u.a. auch in der Präfektur<br />

Shaoxing, zu der Shanyin gehörte, unterwegs war. 545 Es war der Zeitraum vor der<br />

Machtergreifung <strong>des</strong> Han Tuozhou mit Unterstützung der Revanchisten-Partei, in dem sich<br />

das politische Klima merklich zu beunruhigen begann. Daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> ausgerechnet einen<br />

Vers <strong>des</strong> Wang Zhi herausgreift, um die Aussagerichtung seines Textes davon abzugrenzen<br />

und im Text selber auf die sinnlosen Kriegsopfer, die Xiang Yus südöstliche Heimat im<br />

Feldzug gegen den Norden darbringen mußte, anspielt, zielt möglicherweise direkt gegen die<br />

Kriegsbefürworter, unter denen viele, wie Wang Zhi selber, zu den Flüchtlingen aus dem<br />

Norden zählten und in erster Linie daran dachten, den Verlust ihrer Heimat rückgängig zu<br />

machen. Vergebens (Vers 3) sehnen sich die Menschen nach dem, was sie im Streben nach<br />

mehr als dem Gegenwärtigen verloren haben, aber auf den Zweigen der heimatlichen Bäume<br />

wachsen Jahr für Jahr (Vers 4) die grünen Moosflechten länger: das Überdauernde besinnt<br />

sich nicht auf Vergangenes.<br />

Wie wir an diesem Beispiel gesehen haben, beruht die Wirkung <strong>des</strong> yongwu-Gedichtes<br />

bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> wesentlich darauf, daß das “Ding”, außerhalb <strong>des</strong> lyrischen Textes zunächst für<br />

sich betrachtet, aus allen größeren Zusammenhängen gelöst ist. Erst durch den Text, in dem<br />

es selber oft nicht benannt wird, werden metaphorische Beziehungen zwischen ihm und<br />

einem subjektiven Beweggrund (Motiv) <strong>des</strong> dichterischen Gedankens - im obigen Text ist das<br />

Schicksal <strong>des</strong> Xiang Yu, evtl. als Symbol für alles Streben nach Macht, Gegenstand <strong>des</strong><br />

Gedankens - strukturell aufgebaut. Die Inspiration scheint demnach von der Eigenart jenes<br />

Dinges auszugehen, <strong>des</strong>sen Anwesenheit im Text spürbar wird, ohne direkt mit dem Motiv<br />

545 Xia; Nian pu; S. 435 In diesem Jahr entstand auch das im zweiten Kapitel besprochene Gedicht über die<br />

Wanderung mit Guo Pu Weng auf den Drachenschwanzberg, in dem ebenso die kriegsnahe politische Situation<br />

“vergessen” zu werden scheint. (S. 91)<br />

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