29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dann in der Hauptstadt wieder trafen, bat er mich nochmals so unablässig, daß ich mich<br />

schließlich geschlagen geben mußte und sie ihm aushändigte.<br />

Ach je! Ich bin doch alt geworden und weiß nicht, ob sich meine gegenwärtige Dichtung,<br />

wenn ich sie so fortsetze, noch einmal wird wandeln können. Yanzhi sagte mir: Ja, wandeln kann sie sich wohl, aber ob sie<br />

sich (in meinem Fall) auch noch bessert, weiß ich nicht. Werde ich die Verse dieser<br />

Gedichtsammlung, wenn ich sie in anderen Tagen beschaue, bewundern, oder werde ich auch<br />

sie nicht mehr gelten lassen?... 285<br />

Hier ist weder vom frustrierten Vernichten der eigenen <strong>Werk</strong>e noch von einem die<br />

produktiven Kräfte endlich wieder freisetzenden „Erwachen“ mehr die Rede, sondern der<br />

Blick kehrt weit zurück, durch das ganze Dichterleben, und ruft als einziges Ergebnis dieser<br />

bewegten Entwicklung den stilistischen Wandel in Erinnerung. Der Ausgang bleibt offen und<br />

allgemeingültige Maßstäbe für eine Selbsteinschätzung scheint es nicht zu geben, die<br />

Anerkennung <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong> gilt kaum mehr als ein aufmunternder Trost, den der Dichter auf<br />

seine alten Tage zwar gut gebrauchen kann, doch damit kann er sich <strong>des</strong> hartnäckigen<br />

Zweifels, daß auch die Schriften dieser Sammlung ihm einmal verbraucht vorkommen<br />

werden, nicht erwehren. Auf diesem Hintergrund erscheint tatsächlich nichts abwegiger, als<br />

dieses <strong>Werk</strong> kategorisch einer bestimmten literarischen Strömung zuzuweisen. Yang<br />

widersetzt sich einer solchen Zuordnung nicht so direkt, nicht so programmatisch, aber<br />

ebenso entschieden, wie <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> es tut, indem er zunächst die Selbstkritik seines Mentors<br />

interpretiert. Yang bekennt nichts deutlicher, als daß er selber die stilistische Umwandlung<br />

seines <strong>Werk</strong>es weder als künftige Entwicklung bestimmen, noch rückblickend in ihr eine<br />

ungebrochene Linie bis zur Gegenwart erkennen kann. Anfang und Ende seines Vorwortes<br />

deuten auf diesen, seine gesamte dichterische Laufbahn prägenden, subjektiven Selbstzweifel<br />

hin, durch den der Autor nicht über seine stilistische Entwicklung verfügt, sondern selber in<br />

den Prozeß der Umwandlung einbezogen zu sein scheint.<br />

Bis hierhin bezog sich die die Darstellung auf die Ausgangssituation, die <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in der<br />

Form <strong>des</strong> Gespräches mit You Mao im ersten Vorworttext unterbringt. Er wählte bewußt die<br />

Gesprächsform, solange er bei den Problemen verweilte, die im Kreis seiner berühmten<br />

Dichterfreunde und vermutlich weit darüber hinaus, zur Diskussion standen. Doch im letzten<br />

Drittel <strong>des</strong> ersten Textes bricht er plötzlich mit dieser rethorischen Konfiguration, stellt sich<br />

selber demonstrativ außerhalb <strong>des</strong> Kreises der ihm nahestehenden Personen und verwirft in<br />

ungewöhnlicher Schärfe jegliches Ansinnen, durch Nachahmung stilistisch mit anderen<br />

„übereinstimmen“ 合 (he) zu wollen. Im zweiten Vorwort wird versucht, mit Hilfe einer<br />

dialektischen Aufhebung <strong>des</strong> Gegensatzes von „übereinstimmen“ und „verschiednen-sein“ 異<br />

285 Yang, Wanli; J. 80, S. 673<br />

156

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!