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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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versuchten nach außen so zu wirken, daß man sie nicht ernstnehmen mußte, wie etwa Ruan Ji<br />

(210-264), der sich als Verrückter gebärdete und Liu Ling (gest. nach 265), der ständig<br />

betrunken war. Aus den Legenden, die namentlich den beiden letzteren von der Nachwelt<br />

angehängt wurden, entstanden oft gebrauchte Metaphern für das Rückzugsmotiv in der Kunst.<br />

Die wesentliche Invention, die von den „Sieben Weisen“ ausging, war aber, daß sie das<br />

Rückzugsmotiv nicht nur bildlich, sondern auch theoretisch in die Kunst einbrachten.<br />

Ästhetik und Individualismus bauen hier aufeinander auf. Die Kunst wird zum Ort, an dem<br />

das Individuum die Vereinigung mit dem Dao <strong>des</strong> Universums sucht und Gesetzen folgt, die<br />

nirgends vorgeschrieben sind. Sie ist somit nicht mehr Hilfs- oder Ausdrucksmittel einer auch<br />

rituell manifestierten und moralisch verbindlichen, universellen Ordnung, sondern soll ihre<br />

eigenen Wege gehen, findet aus einer unergründlichen Freiheit zur Strenge ihrer Formen, die<br />

eine von den durch den Konfuzianismus vorgeschriebenen Riten unabhängige und zumin<strong>des</strong>t<br />

gleichwertige Existenz führen. 401<br />

2. Lu Guimeng als Privatmann und Dichter<br />

Was nun <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> betrifft, so ist es äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich, von dem<br />

dürren biographischen Material und seinem literarischen Nachlaß auf eine Lebensphilosophie<br />

zu schließen. Nach außen hin scheint seine Lebensweise, außerhalb der „Staatsmaschinerie“,<br />

aber auch in lebenslanger Abhängigkeit von den Zuwendungen anderer, zwar nicht gerade<br />

angepaßt, aber auch alles andere als frei von gesellschaftlichen Konventionen gewesen zu<br />

sein. Eine Bestätigung dieser Vermutung durch seine Dichtung findet sich in einigen Texten,<br />

die einen Selbstvergleich mit dem Dichter Lu Guimeng, mit zi-Namen Tiansui, enthalten.<br />

Bevor wir die Texte näher betrachten, ist es zweckmäßig, diesen Lu Guimeng - einen<br />

Dichter, der im übrigen damals wie heute in der Literaturgeschichte vielleicht zu Unrecht<br />

401 Holzmann betont in seiner Abhandlung über Xi Kang, daß für die „Sieben Weisen“ eine Vertiefung in<br />

Literatur und Kunst die Stelle <strong>des</strong> Gehorsams gegenüber der Moral und den Riten vertritt: „La tradition litteraire<br />

et artistique qui s’est établi sur ces Sept Sages les dépeint comme <strong>des</strong> Taoistes libres, trop libres, asociaux ou<br />

même anarchistes, passant leur temps à s’enivrer, faisant fi <strong>des</strong> rites et <strong>des</strong> institutions confucianistes en général.<br />

(...) Leur dédain <strong>des</strong> conventions. leur mépris <strong>des</strong> rites et <strong>des</strong> usages qui contrôlaient presque toutes les actions<br />

du Chinois confucianiste étaient voulus. Ils obéissaient aux lois de la Nature, lois aussi strictes et n’exigeant pas<br />

moins de volonté que celles de la morale confucianistes.“ (Holzmann; La vie et la pensée de Hi K’ang (223-265<br />

ap. J.-C.); Leiden 1957, S. 10<br />

In seiner fu-Dichtung auf die Qin rühmte Xi Kang dieses Instrument vor allem, weil es seinen höchsten Zweck<br />

in der „Führung und Ernährung <strong>des</strong> Geistes, der Erhöhung und Harmonisierung der Gefühle“<br />

¾É¾i¯«®ð«Å©M±¡§Ó finde. Erst wenn die anderen Instrumente - eines Orchesters, also die übrigen<br />

Menschen - schwiegen, käme die Qin zur Entfaltung ihres ganzen Formenreichtums - könne sich der Edle<br />

endlich, frei von allem, was seiner Natur im Grunde widerstrebt, selbst entfalten. (Vergleiche: van Gulik, Robert<br />

Hans; Hsi K’ang and his Poetical Essay on the Lute; Tokyo 1969, S. 65ff.)<br />

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