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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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analytisches Instrumentarium in die Hände gelegt, mit dem es möglich ist, das Klangbild<br />

eines tangzeitlichen Gedichtes, zwar nicht spontan, aber auf Umwegen zu erfassen.<br />

Bevor nun das Gedicht <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s in dieser Weise untersucht und wiederum in einen<br />

Vergleich mit dem formal-metrisch identischen Vierzeiler <strong>des</strong> Li Bo gezogen werden soll, ist<br />

es nützlich, ein Idealschema für die mögliche Tonabfolge in einem Sieben-Silben-Vierzeiler<br />

im Neuen Stil zugrunde zu legen 127 . Im folgenden steht das Zeichen − für ebene, das Zeichen<br />

/ für schiefe Konturtöne:<br />

Es ist erkennbar, daß<br />

− − / / / − −<br />

/ / − − / / −<br />

/ / − − − / /<br />

− − / / / − −<br />

1. schiefe und ebene Töne sich innerhalb <strong>des</strong> Gesamttextes mengenmäßig die Waage<br />

halten und<br />

2. eine Komplementarität der Tonabfolge unter Verspaaren - in diesem Beispielschema<br />

wären es Vers 1 und Vers 4 sowie Vers 2 und Vers 3 - angestrebt wird.<br />

Ebenso wäre es möglich, daß die Verse 1 und 2, 3 und 4 paarweise und parallel komponiert<br />

würden, wenn nicht der Fall eintritt, daß zu Vers 2 und 4 auch Vers 1 auf einen Reimlaut<br />

endet. Denn da der Reim möglichst auf einen ebenen, daher auch lang ausklingenden, Ton<br />

abgestimmt werden soll, ist für diesen Fall das obige Schema vorgesehen, in dem die dadurch<br />

erzwungenen Ungleichmäßigkeiten über die Gesamtlänge <strong>des</strong> Gedichtes austariert werden.<br />

Für die Registertöne sind keine festen Schemata bekannt, sie werden den Konturtönen<br />

jeweils angepasst und ermöglichen zusätzliche Variationen im Klangbild. Nun wird <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong>s Vierzeiler (nach der tangzeitlichen Lautung!) in zwei tonale „Realschemata“ aufgelöst,<br />

zunächst auf der Konturebene, dann im Register. Zur Unterscheidung der Hoch- und Tieftöne<br />

<strong>des</strong> Registers werden die Zeichen ⊥ und ∪ verwendet:<br />

127 <strong>Das</strong> folgende Schema stammt aus TSS; S. 441. Grundlegende Untersuchungen zur tonalen Metrik der shi-<br />

Dichtungen finden sich bei: Wang, Li; Gu dai han yu; Beijing 1981, S. 1514ff. & Cheng, Franςois; L’écriture<br />

poétique chinoise; Paris 1982, insbesondere Kapitel 2, S. 50-75.<br />

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