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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Eigenarten von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Kompositionsstil für gesichert gelten. 215 Für uns ist hier besonders<br />

ein Charakteristikum von belang, nämlich das wiederholte Aufgreifen und Variieren einer<br />

musikalischen Idee im Zusammenhang mit einem neuen und, wie dieses Beispiel zeigt,<br />

inhaltlich verschiedenen Text. Liang Mingyue vergleicht in seiner Studie den<br />

Kompositionsstil und die Melodien der man-ci „Klage an der Wegstation“ (nach Xias<br />

Chronologie 1191) und „Man auf Yangzhou“ (Yangzhou man; nach der Zeitangabe im<br />

Vorwort 1176) unter dem Aspekt einer durchweg bei allen Transkriptionsversuchen<br />

durchscheinenden, identischen musikalischen Vorgabe für beide Kompositionen. Demnach ist<br />

die musikalische Struktur von „Klage an der Wegstation“ (im folgenden kurz: „Wegstation“)<br />

in beiden Strophen nach dem Vorbild der musikalischen Motive und Phrasenschichtung von<br />

Strophe 2 in „Man auf Yangzhou“ (weiter: „Yangzhou“) ausgerichtet. Die daraus<br />

erkennbaren Abweichungen lassen sich mit den unterschiedlichen Inhalten und emotionalen<br />

Färbungen der Worttexte in Verbindung bringen. In „Yangzhou“ stimmen die Inhalte <strong>des</strong><br />

Vorwortes und <strong>des</strong> Gedichttextes zunächst überein, so daß das Gedicht als eine<br />

wiederholende Vertiefung der im Vorwort bereits narrativ hervorgerufenen Stimmung<br />

verstanden werden kann. Da es sich um die Beschreibung der vor Jahrzehnten vom Krieg<br />

verwüsteten, immer noch verödeten Stadt Yangzhou - einer einstigen Handelsmetropole mit<br />

berühmten Vergnügungsvierteln - und einer bei ihrem Anblick aufkommenden Traurigkeit<br />

handelt, läßt sich die Stimmung von „Yangzhou“ sehr einfach mit der jener im Vorwort von<br />

„Wegstation“ zitierten Verse assoziieren. <strong>Das</strong> Zitat fungiert also, parallel zur Melodie, als<br />

eine Art Medium zwischen den beiden Texten, die durch ein und dieselbe musikalische<br />

Grundidee in einem engeren Zusammenhang zueinander stehen, als es die unterschiedlichen<br />

Gegenstände der lyrischen Texte vermuten lassen. Die inhaltliche Umdeutung <strong>des</strong> Weiden-<br />

Motivs innerhalb <strong>des</strong> Gedichttextes von „Wegstation“ entspricht der Übernahme<br />

musikalischer (motivischer und dynamischer) Varianten von „Yangzhou“ in die Musik zu<br />

diesem Text, denn auch sie werden durch diesen Akt ja gewissermaßen uminterpretiert. Dem<br />

Publikum - Lesern oder Zuhörern - wird so angedeutet, daß eine bestimmte lyrische<br />

Konfiguration gleich bleibt, während die Inhalte variieren. Somit erweist sich das Zitat als<br />

konkrete Ausführung der vorausgegangenen Bemerkung über das Vorgehen beim Dichten<br />

und Komponieren. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> gibt indirekt eine Erklärung dafür, warum er für diesen lyrischen<br />

215 Die wichtigen, zum Teil aufeinander aufbauenden Arbeiten zu diesem Thema während der vergangenen<br />

fünfzig Jahre sind: Yang, Yinliu & Yin, Falu; Song <strong>Jiang</strong> Baishi chuang zuo ge qu yan jiu („Studien der von<br />

<strong>Jiang</strong> Baishi aus der Song-Zeit komponierten Lieder“), 1957; Qiu, Qiongsun; Baishi Daoren ge qu tongkao<br />

(„Eine umfassende Studie zu den Lieder <strong>des</strong> Weißstein-Daoisten“); 1959; Picken, Laurence; Secular Chinese<br />

Songs of the Twelth Century; 1966; Rulan, Chao Pian; Sonq Dynasty Musical Sources and their Interpretation;<br />

1967; Liang, Mingyue; The Tz’u Music of Chiang K’uei: It’s Style and Compositional Strategy; 1980 und <strong>Jiang</strong>,<br />

Yimin; <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> (1155-1221) und seine Beziehung zur Literatenmusik; 1998.<br />

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