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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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sowie bestimmte Vorlieben für poetische Stoffe, Motive und Strukturelemente in Betracht<br />

gezogen.<br />

Anfangs war vorgesehen, an dieser Stelle ein Kapitel über die kritischen Prosaschriften,<br />

die auf Probleme der Musik, Kalligraphie und Dichtung bezug nehmen, einzuschieben. Die<br />

Arbeit daran wurde auch begonnen und abgeschlossen. Jedoch erwies es sich als zu<br />

umständlich, alle Ergebnisse dieses Exkurses in einen Zusammenhang mit den Kernfragen zu<br />

setzen, die sich an den Problemen <strong>des</strong> lyrischen <strong>Werk</strong>es bildeten. <strong>Das</strong> bestätigt im übrigen,<br />

wie ernsthaft sich der Dichter als Gelehrter verstand. Es sind Detailfragen der Musiktheorie,<br />

Harmonielehre sowie nach der Echtheit kalligraphischer Mustersammlungen 帖 (tie), die<br />

ohne Seitenblick auf die Lyrik erörtert werden. Mit Ausnahme <strong>des</strong> Abschnittes über <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong>s Poetik, wurden daher die Untersuchungen hier ausgegliedert und für eine spätere<br />

Publikation vorgesehen. Der anfangs aus einem synchronen Blickwinkel auf alle<br />

Prosaschriften <strong>des</strong> Autors konzipierte Abschnitt „Schriften zur Dichtung“ wurde überarbeitet<br />

und als Überleitung von Teil I zu Teil II dem zweiten Kapitel eingegliedert.<br />

<strong>Das</strong> intellektuelle Profil <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>, das Zentrum seiner literarischen Betätigungsfelder<br />

und die gesellschaftliche Position, die er ausschließlich seinem Wirken und Ruf als Literat<br />

und Künstler verdankte, bilden die Grundlage <strong>des</strong> zweiten Teiles.<br />

Dieser umfaßt zwei Kapitel, in denen die Gedichte nicht mehr überblickshalber strikt<br />

nach der formalen Zugehörigkeit zu einer Gattung behandelt werden, sondern nach zwei<br />

übergeordneten Aspekten, die sich auf wesentliche stilistische Eigenschaften <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es<br />

beziehen. Im dritten Kapitel findet eine Auseinandersetzung mit der intentionalen Seite von<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Lyrik statt; es wird demnach versucht, dem nachzugehen, was sich beim Lesen der<br />

Gedichte teils mit direkter Offenheit, in anderen Texten subtiler, aber nicht weniger deutlich<br />

zu erkennen gibt und nicht zuletzt auch im Beinamen <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> - „Weißstein Daoist“<br />

(Baishi daoren) - seine Spur hinterlassen hat. Es geht um die Behandlung und persönliche<br />

Auswertung <strong>des</strong> unter chinesischen Literaten in einer langen Tradition stehenden Topos <strong>des</strong><br />

Rückzugs aus der „Welt“ (wörtlich: „Menschenwelt“; 人間) an einen poetisch erfundenen<br />

Ort, wo der Einzelne nicht mehr das Objekt der Absichten anderer, sondern ganz er selber und<br />

zugleich Glied und - in der Dichtung - Spiegel einer höheren Weltordnung sein kann. <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong> läßt sich zwar selbstverständlich auf die traditionelle Topik, deren Entstehung und<br />

Entwicklung bereits seit fast tausend Jahren im Gang war 38 , ein, befreit sich aber auch aus der<br />

38 <strong>Das</strong> Aufkommen der sogenannten „Eremitendichtung“, in der die Rückzugstopik wurzelt, wird, unter dem<br />

Einfluß von Buddhismus und Daoismus, auf das dritte und vierte Jahrhundert n.Chr. angesetzt. (Debon,<br />

Günther; Chinesische Dichtung; Leiden 1989, S. 54)<br />

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