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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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efreundeten Dichter Pi Rixiu (9. Jahrhundert) oder eines seiner Gedichte bezugnehmen.<br />

Anders als <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, der selbst in Gedichten an Freunde immer wieder auf seine eigene<br />

Einsamkeit wie auf ein Grundgefühl <strong>des</strong> Lebens zu sprechen kommt, bleibt Lu sehr stark an<br />

Personen orientiert. <strong>Das</strong> nun angeführte Gedicht zeigt nicht nur, daß Lu auch im Selbstzweifel<br />

und Schmerz den direkten Ausweg aus der Einsamkeit suchte, sondern es beinhaltet mit dem<br />

letzten Vers zudem die Textstelle, auf die <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> möglicherweise zuletzt anspielt, und<br />

durch die er sich wiederum auf Lu Guimeng bezieht. In der Übersetzung wurde auf die<br />

wörtlichen Teile der Anspielung Rücksicht genommen. Man kann also vergleichend auf den<br />

ersten Blick erkennen, welche „Signalworte“ die Aufmerksamkeit <strong>des</strong> Lesers wecken sollen:<br />

AUF XIMEIS „AM FRÜHLINGSABEND AUS DER TRUNKENHEIT<br />

ERWACHEND“<br />

Wieviele Jahre tatenlos verbracht an Fluß- und Seegestaden?<br />

Dann stürzte ich betrunken hin vor Huang Gongs altem Zecherladen.<br />

Nach dem Erwachen steht der helle Mond schon unerwartet oben -<br />

Ich bitt’ euch, stützt mir meinen Leib, der ganz mit Blüten überladen!<br />

和襲美春夕酒醒<br />

幾年無事傍江湖<br />

醉倒黃公舊酒壚<br />

覺後不知明月上<br />

滿身花影倩人扶<br />

Im Unterschied zu <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> liegt bei Lu der Gedanke, daß der im Titel genannte Pi<br />

Rixiu (Ximei) der zuletzt Angesprochene ist, nicht fern. Wenn schon der Titel den folgenden<br />

Text als an ihn gerichtet ausweist, kann wenig dagegen sprechen, daß er als Trink- und<br />

Schicksalsgenosse aufgerufen wird, dem über seine entschwundenen Lebensjahre Bestürzten<br />

Trost zu spenden. Auch dieses Gedicht enthält mit der Anspielung auf den seiner Trunksucht<br />

verfallenen Magier Huang Gong 443 den Schatten eines vielleicht quälenden Selbstzweifels,<br />

aber der Eindruck, daß jener durch das Vertrauen auf einen nahen Freund letztlich erträglich<br />

wird, dämmt die stark spürbare Traurigkeit zuletzt sicher ein.<br />

Wie bereits zu sehen war, bewegte <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> weniger die Angst vor der Vergänglichkeit<br />

seiner Lebenszeit angesichts der eigenen Ausschweifungen als vielmehr ein Nachgrübeln<br />

über den Sinn seiner Einsamkeit. Von daher verwandeln sich bei ihm auch Lus Blüten, die<br />

den Körper überladen, in Schneelast auf dem Reisekleid. Aus (gefallenen) Blüten, die für das<br />

Zu-Ende-Gehen sinnlicher Schönheit stehen, wird Schnee, der hier als Spur der langen,<br />

einsamen Fahrt im offenen Boot noch anhaftet, aus dem Leib wird ein Kleid. In <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s<br />

Metaphorik wirkt alles dünner, geistiger, was ganz dem einleitenden Reinkarnationsgedanken<br />

443 Huang Gong, der Gelbe Herzog, ein Magier aus der Han-Zeit (206 v.Chr. - 220 n.Chr.), der als seine<br />

körperlichen Kräfte allmählich nachließen, der Trunksucht verfiel und dadurch auch um seine Zauberkunst kam.<br />

(ZWDCD:48904.113.2)<br />

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