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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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gehen und sich im selben Moment durch einen großen zeitlichen Abstand von der<br />

Verstrickung in die Ereignisse möglichst freizumachen, dazu genutzt, um auch seine<br />

dichterische Sprache von möglichst allem zu entlasten, was aus seiner Sicht den<br />

unmittelbaren Impulsen dieser Selbstreflexion im Wege stehen könnte. Die scheinbare<br />

Disqualifikation seiner Ergebnisse im letzten Satz <strong>des</strong> Vorwortes gibt in Wahrheit den<br />

entscheidenden Hinweis, wie ernst es ihm mit diesem Vorhaben war, denn die Behauptung<br />

fügt sich lückenlos in die von ihm selber ausgesprochene Forderung, der Dichter solle sich<br />

beim Schreiben konsequent nur auf das konzentrieren, was er zu sagen habe und sich<br />

keinesfalls von jenen Maßstäben fehlleiten lassen, die vorzuschreiben scheinen, wie etwas zu<br />

sagen sei.<br />

2.1. Allgemeiner Aufbau <strong>des</strong> Zyklus<br />

Anläßlich der im zweiten Kapitel dieser Arbeit vorgenommenen Besprechung eines der<br />

Gedichte dieser Folge wurden bereits jene besonderen Merkmale genannt, die einige<br />

zeitgenössische chinesische Literaturwissenschaftler erkannt und hervorgehoben haben. Der<br />

Übersicht halber und um meinen Ausgangspunkt klarer zu machen, seien sie hier nochmals<br />

angeführt:<br />

a) die beschriebenen Reiseerlebnisse decken sich nicht nachweisbar mit biographischen<br />

Fakten, der Charakter ihrer Aussagen läßt vielmehr auf ein inneres Erleben schließen.<br />

b) der sprachliche Duktus wirkt im Vergleich mit anderen Gedichten der Gattung shi -<br />

auch anderen Gedichten im Alten Stil im Fünf-Silben-Metrum - ungezwungen und<br />

stellenweise beinah expressiv. 453<br />

c) inhaltlich überwiegt der Eindruck seelischer Hochspannung, die sich immer wieder<br />

neu anstaut und entlädt und nicht zu dauerhaftem Ausgleich findet.<br />

Dies sind Beobachtungsfragmente, die zwar sprachliche und inhaltliche Besonderheiten<br />

unterstreichen, aber durchaus ergänzungsbedürftig sind, wenn die Interpretaion über eine<br />

flüchtige Charakteristik <strong>des</strong> hier entwickelten, besonderen Stils hinausgehen soll. Da zur<br />

Besprechung je<strong>des</strong> einzelnen der fünfzehn Gedichte hier nicht der Raum vorgesehen ist, ist es<br />

notwendig, den allgemeinen Aufbau vorab kurz zu umreißen, um danach anhand von<br />

Beispielen auf inhaltliche und sprachliche Einzelheiten besser eingehen zu können.<br />

453 Unter „expressiv“ verstehe ich, mit Bezug auf Hu Ming (folge voriger Anmerkung), eine dem literarischen<br />

Expressionismus der Moderne naheliegende Stilrichtung, auf die die Beschreibung seiner wesentlichen<br />

Merkmale, wie im folgenden Zitat, ebenso zutreffen könnte: „Künstlerische Gestaltung erfolgt...als rein geistiger<br />

Ausdruck innerhalb geschauter Wahrheiten und seelischer Erlebnisse <strong>des</strong> Ich unter freier Benutzung der äußeren<br />

Gegebenheiten (Natur, Sprache), deren Beziehung zur Kunst geleugnet (siehe Vorwort <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s!; d.V.), selbst<br />

als Gegensatz ausgegeben wird.“ (von Wilpert; S. 279)<br />

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