29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Erst Fan Chengda habe einen Durchbruch erreicht. In seinem oben bereits erwähnten<br />

Zyklus „Sechzig vermischte Strophen über die ländlichen Jahreszeiten“ rückte Fan zwar die<br />

direkte Gesellschaftskritik in bestimmter Weise aus dem zentralen Bereich seiner Dichtung,<br />

sparte sich aber auch jene Topoi, die es bequem machten, sich die dörfliche Idylle über dem<br />

Papier einzubilden. Statt <strong>des</strong>sen „bezog er sich ganz auf seine eigenen Eindrücke“ 152 , die so<br />

ausschließlich im Zeichen <strong>des</strong> Durchlebens der Jahreszeiten standen, daß sich deren<br />

unspektakulärer Verlauf und die Freude am Gleichförmigen in einem Duktus fanden, der die<br />

Distanz zur Zivilisation und großstädtischen Welt weniger durch philosophisch-<br />

weltanschaulich unterbaute Bilder, als in einer nicht diskursiv bedingten, ursprünglichen<br />

Grundstimmung vermittelt. Damit näherte er sich einerseits der für dieses Genre geforderten<br />

Qualität der „milden Helligkeit“ 澹 (dan) wieder an - Qian zufolge reicht er sogar eher an Tao<br />

Yuanming, als alle seine Vorgänger -, vollbrachte aber auch in technischer Hinsicht eine „für<br />

die damalige Zeit kühne Pionierleistung“ 153 .<br />

Der Eindruck, den diese „Pionierleistung“ auf den jüngeren Freund <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> machte,<br />

scheint mir unverkennbar zu sein. Zwar sind die Verse, deren Übersetzung nun folgt,<br />

innerhalb <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es in doppelter Hinsicht isoliert - schon der Titel deutet auf ein dem darin<br />

genannten Freund gelegentlich übersandtes Gedicht hin und eine dermaßen auffällige<br />

Ähnlichkeit mit einigen Texten aus Fans Jahreszeiten-Zyklus findet sich sonst an keiner Stelle<br />

-, doch die charakteristischen Stilelemente, die in diesem Vierzeiler zusammengedrängt sind,<br />

klingen an verschiedenen Stellen <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es wieder an:<br />

AUF EINEN REIM DES DEJIU 154<br />

Blumen hängen tief herab am grünenden Garteneck,<br />

Die Goldammer fliegt menschenscheu im Regen drüber weg.<br />

Verlassen ist die Westvorstadt, kein Wagen und kein Pferd,<br />

Ein Flußjunge kehrt grade vom Gemüsemarkt zurück.<br />

次韻德久<br />

籬落青青花倒垂<br />

避人黃鳥雨中飛<br />

西郊寂寞無車馬<br />

時有溪童賣菜歸<br />

Auf den ersten Blick fällt an diesem Gedicht auf, daß es in Zeile 3 unübersehbar auf einen<br />

berühmten Vers <strong>des</strong> Tao Yuanming anspielt. „Doch kein Geräusch von Wägen und von<br />

Pferden“ 但無車馬喧 dichtete dieser im Eingangscouplet <strong>des</strong> fünften Gedichtes seines<br />

152 ebenda; S. 285<br />

153 ebenda; S. 285-86<br />

154 BSJ; S. 42 Dejiu ist der Zi-Name <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong> Pan Cheng, <strong>des</strong>sen Bekanntschaft <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> bereits um 1189<br />

am Tiao-Bach machte und der ihm den Namen Weißstein Daoist antrug. (vgl JBS; S. 252)<br />

87

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!