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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Die in den folgenden Jahren entstandenen Gedichte, in denen der Selbstvergleich mit Lu<br />

vor allem durch die direkte Erwähnung seines Namens zum Ausdruck kommt, lassen aber<br />

zunächst noch die Frage nach seiner Persönlichkeit bzw. dem Bild, das durch seine<br />

Selbstdarstellung und andere Überlieferungen auf <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> überkommen war, zu<br />

beantworten übrig. Im offiziellen Geschichtswerk der Tang-Dynastie (Xin Tang shu) befindet<br />

sich die Biographie <strong>des</strong> Lu Guimeng bei den Einträgen unter der Rubrik 隱逸 („Verborgene<br />

Müßiggänger“) an letzter Stelle. 406 Lu befindet sich dort in Gesellschaft von Mystikern,<br />

Exzentrikern, Heilkünstlern und anderen Persönlichkeiten, die nicht auf Dauer in einer<br />

öffentlichen Funktion tätig waren. Doch was wir über ihn selber erfahren, ergibt durchaus das<br />

Bild eines Gelehrten, der sogar die Staatsprüfungen bestanden hatte und eine Weile im Dienst<br />

gewesen war, dann aber, einem besonders stark ausgeprägten Eigensinn folgend, sich ganz<br />

dem Privatleben verschrieb und den Rest seines Lebens in seinem Heimatdorf und <strong>des</strong>sen<br />

regionaler Umgebung, also im Umland <strong>des</strong> Taisees zubrachte. Seine Eigenarten im Umgang<br />

mit Dichtung werden folgendermaßen beschrieben:<br />

Er wohnte am (Wu-) Song-Fluß in Fuli und beschäftigte sich häufig mit gelehrten<br />

Arbeiten. Obwohl melancholisch, von Krankheiten verfolgt und durch sein Einkommen<br />

niemals für mehr als zehn Tage im voraus gesichert, kam er nicht selten dazu, (alles außer<br />

seinen geistigen Interessen) ruhen zu lassen. Hatte er ein Schriftstück vollendet, so ließ er das<br />

Manuskript in einer Schachtel verschwinden. Es kam vor, daß er jahrelang keinen Blick mehr<br />

darauf warf, bis die Liebhaber (seiner <strong>Werk</strong>e) es ihm entwendeten. Bekam er ein (neues)<br />

Buch, so rezitierte er es so lange, bis die Worte in ihm reif wurden und somit aufbewahrt<br />

blieben. Er macht sich viel aus dem Vergleichen (verschiedener Ausgaben) und legte beim<br />

Lesen den Pinsel mit der roten Korrekturtinte nicht aus der Hand. Was er sammelte, war zwar<br />

wenig an Zahl, doch von solch erlesener Substanz, daß es überlieferungswürdig war. Lieh er<br />

sich von jemandem ein Buch aus, an dem er irgendwelche Schäden fand, so konnte er nicht<br />

umhin, sie eigenhändig auszubessern. Es war ihm eine Freude von den Studien anderer zu<br />

hören, und er wurde niemals müde, darüber zu disputieren. 407<br />

Ein intellektueller und offener Charakter also in erster Linie, weniger ein Mystiker oder<br />

Esoteriker als einer, der in der Literatur und der Vielfalt ihrer geistigen Ströme sein Element<br />

fand. Hierin war er also bereits mit <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> wesensverwandt.<br />

Doch auch die Unterschiede zwischen beiden sind nicht schwer auszumachen. Besonders<br />

hatte Lu das Tor zum amtlichen Aufstieg einmal aufgestoßen, bevor er sich aus freien<br />

Stücken zum Rückzug entschied. Er war nicht abhängig von Gönnern, sondern lebte vom<br />

eigenen Verdienst, der zu großen Teilen aus dem Gewinn einer Teeplantage, in der er eigene<br />

Sorten anbaute, bestand. Beim Lesen in seiner Gedichtsammlung fällt auf, daß selbst der<br />

Teeanbau und andere ländliche Gewerbe seine literarische Aufmerksamkeit auf sich zogen.<br />

406 Ouyang, Xiu / Song, Qi (Hg.); Xin Tang shu; Beijing 1975 S. 5612-5613<br />

407 ebenda<br />

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