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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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zusätzlich oder anders auch „ärmlich“ bedeuten kann. Seltenere Varianten sind 冷, das neben<br />

der Grundbedeutung „Kälte“ auch noch die Konnotation „eintönig“ / „öde“ und davon<br />

abgeleitet, „einsam“ / „frei“ hat, sowie 凜, welches neben „Zittern vor Kälte“ auch die<br />

„schneidende“ (Menschen verscheuchende) „Kälte“ bezeichnen kann. Natürlich gehören in<br />

den Bereich der kalten Landschaft auch die verschiedenen, klimatisch bedingten Phänomene<br />

(Frost, Eis, Schnee), deren Beschreibung das Nennen der Kälte in einer direkteren Form<br />

erübrigen kann, wie in dem zu Anfang dieses Abschnitts übersetzten Beispiel aus „Gedichte<br />

über das Reisen von einst“ (S.60). Deswegen wäre eine Zählung der betreffenden Vokabeln in<br />

allen Gedichten <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s hier nicht aussagekräftig 141 , doch es bleibt festzustellen, daß in<br />

etwa einem Drittel seiner shi-Dichtungen (noch größer ist der Anteil unter den ci) der Topos<br />

der kalten Landschaft, bzw. das Empfinden von Kälte, anzutreffen sind. Dazu kann man<br />

bemerken, daß sich <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zeitlebens im südlichen China aufhielt, also nur Gegenden<br />

kannte, in denen es über das ganze Jahr verhältnismäßig wenig kalt war, wo eher die Hitze<br />

<strong>des</strong> Frühlings und Sommers zur Last fiel und man (wie auch heute) während der meisten Zeit<br />

jeden wolkenverhangenen Regentag zu schätzen wußte.<br />

Die relative Seltenheit der Kälte machte dafür umso empfindlicher gegen sie und <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong> hat diese Empfindung bewußt und deutlich in seine Dichtung übertragen. Für ihn sind<br />

Kälte und die ihr zugewiesenen literarischen Assoziationen (Armut, Einsamkeit, Freiheit)<br />

eins mit dem Ort <strong>des</strong> Dichtens und <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>. „Der Dichter ist ein Edler aus dem Reich der<br />

Not“ ¸詩人辛國士 heißt es bei ihm, er „müht ... sich ab, das Nichts der Sprache 文字無 zu<br />

erschaffen“ und „die Wände seiner Hütte sind aus Binsenmatten“ 142 . Man spürt in diesen<br />

Versen, daß sich das „Nichts der Sprache“ mit der Kälte treffen wird, wenn sie von außerhalb<br />

durch die „Binsenmatten“ dringt, und daß dies den „Edlen aus dem Reich der Not“ wenig<br />

kümmert, daß er es sogar wünscht. In seinem ci auf die Melodie „Dunkler Duft“ (An xiang)<br />

wird der Geist <strong>des</strong> auf seinem luxuriösen Lager erschlafften <strong>Dichters</strong> durch die sinnliche<br />

Wahrnehmung <strong>des</strong> von außen hereindringenden „kalten Duftes“ 冷香 der Pflaumenblüte<br />

wieder rege 143 . Am eindeutigsten wird diese Verschmelzung jedoch im Schlußvers eines<br />

Geleit-Gedichtes für den Freund Wang Mengyu ausgedrückt. Der Text findet sich in Xia<br />

Chengtaos Edition an erster Stelle der Verse zu sieben Silben im Stil der Alten 144 und gehört<br />

zu den eindrucksvollsten Geleit-Gedichten <strong>des</strong> Autors. Eine ausführlichere Besprechung<br />

141 Für die ci wurde sie allerdings von anderen vorgenommen (Wang Weiyong; Nan Song ci yan jiu; S. 365).<br />

142 BSJ; S. 6<br />

143 JBS; S. 48<br />

144 BSJ; S. 20<br />

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