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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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verwendet, was durch das (hier nicht übersetzte) Adjektiv zu Yue, 霸 ba (wörtlich:<br />

„<strong>des</strong>potisch“), noch nähergelegt wird.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>des</strong> Gedichtes deutet sich aber an, daß mit den Möwen auch die<br />

beiden Wanderer gemeint sind, da diese nicht mehr unmittelbar erwähnt werden und statt<br />

ihrer scheinbar nur die Vögel am Ziel der Wanderung eintreffen. Wirklich ist nicht einmal<br />

mehr von den Möwen selber, sondern von ihren weißen Federn, und nicht von den Mönchen,<br />

sondern von deren (buddhistischem) Habit 禪衣 die Rede. Zweifellos richtet sich dieser<br />

Schluß besonders an Guo Pu Weng (wie Li Bo seine Rede zum Ende direkt an Hu Si richtete)<br />

und spielt auf <strong>des</strong>sen Vergangenheit als buddhistischer Mönch an. Die weißgefiederten<br />

Möwen und die weißgewandeten Mönche kommen sich am Zielort der Wanderung unverhofft<br />

nah; diesen wie jenen scheint zu entfallen, was in der Welt unten geplant wird und vor sich<br />

geht. In dieser Gleichgültigkeit verschmelzen zwei Welten freundschaftlich: die <strong>des</strong> Guo Pu,<br />

der seine geistliche Vergangenheit noch lebendig in sich zu tragen scheint und die <strong>des</strong><br />

<strong>Dichters</strong>, der sein gegenwärtiges <strong>Das</strong>ein mit dem in der literarschen Symbolik vorgedachten,<br />

furchtlos auf sich gestellten, ungebundenen und zugleich notwendigen Lebenskampf der<br />

Möwen vergleicht.-<br />

Die Art wie <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> hier die Stimme eines großen Tang-<strong>Dichters</strong> durch das ganze<br />

Gedicht mitklingen läßt, ohne sich dabei von der Entwicklung der eigenen Aussage ablenken<br />

zu lassen, bestätigt, daß die Rezeption und Verarbeitung älterer Dichtung - besonders der<br />

Tang-Zeit - auf einfachere Zitier- und Anspielungstechniken nicht mehr angewiesen war. Sie<br />

zeigt darüber hinaus auch, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> die Möglichkeiten der dichterischen Durchdringung<br />

und Aneignung von älteren Texte, durch die auch Gelegenheitsdichtungen ein komplexer und<br />

vieldeutiger Sinn verliehen werden konnte, routiniert zu nutzen verstand.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Hier wurde der Versuch gemacht die shi-Dichtung <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, ausgehend von einer<br />

Untersuchung und Beschreibung der poetischen Formen innerhalb <strong>des</strong> überlieferten<br />

Textbestan<strong>des</strong> unter allgemeinen formalen, stilistischen und inhaltlichen Gesichtspunkten zu<br />

analysieren. Daraus ging zunächst eine deutliche Vorliebe für die Kurzform <strong>des</strong> Sieben-<br />

Silben-Vierzeilers hervor und eine, gerade unter den dazugehörigen Gedichten stark<br />

ausgeprägte Neigung zur Einbindung mehrerer Texte in Zyklen. Die exemplarische<br />

Untersuchung der tonalen Struktur eines Vierzeilers hat die Fähigkeit, vom rein formalen<br />

Regelwerk der Tang-Dichtung zu abstrahieren, und aus dem Geist einer strengen<br />

Übereinstimmung klanglicher, rhythmischer und inhaltlicher Elemente eigene Formen zu<br />

entwickeln, besonders deutlich gezeigt. Dagegen klingt in den freieren Formen im Stil der<br />

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