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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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verschiedenen Mengen beigebracht, im Gebirge und im Meer sind verschiedene<br />

Köstlichkeiten, doch die Kunst, sie in ein gelungenes Gericht zu vewandeln, liegt in ein und<br />

derselben Hand. Da mag man nach Ähnlichem oder Nicht-Ähnlichem suchen, aber man kann<br />

es ebenso gut auch lassen. ... Zwischen der Dichtung der <strong>Jiang</strong>xi-Schule und vulgärer<br />

Dichtung muß der Kenner <strong>des</strong> Geschmackes unterscheiden können ... . 268<br />

Was hier als „Geschmack“ 味 (wei), im Gegensatz zur „Form“ 形 (xing), qualifiziert wird,<br />

ist das, wodurch Yang die sogenannten Vertreter der zeitgenössischen Stilrichtung<br />

miteinander „verknüpft“ 結 (jie)wissen will. 269 Er betont aber durch die Nennung zahlreicher<br />

Namen aus früheren Zeiten, daß dieses Bindemittel durchaus auch über die Grenzen der<br />

„modernen“ Gruppe hinaus wirksam ist. Die Kunst dichterischer Komposition liegt „in ein<br />

und derselben Hand“ und wo diese Einigkeit gegeben ist, da ist die formale Unterscheidung<br />

zwischen „Ähnlichem oder Nicht-Ähnlichem“ zwar noch möglich, aber im Grunde<br />

überflüssig. Der einzige wesentliche Unterschied ist der zwischen vulgärer und kunstvoller<br />

Dichtung, der sich mittels <strong>des</strong> „Geschmacks“ treffen läßt. Ganz in demselben Sinn heißt es in<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Poetik, auf die hier bereits vorgegriffen wird:<br />

若句中無餘字.篇中無長語.非善之善者也.句中有餘味.篇中有餘意.善之善者也.<br />

Gibt es keine überflüssigen Worte in den Versen, keine sich hinziehende Redeweise im<br />

(ganzen) Stück, so ist das noch nicht das Beste vom Besten. Nachgeschmack (yu wei)<br />

innerhalb der Verse, Nachgedanken (yu yi) innerhalb <strong>des</strong> Stückes, das ist das Beste vom<br />

Besten. 270<br />

Durch dieses Bewertungskriterium trennen sich beide Autoren - <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> formulierte es<br />

zu Anfang seiner Vorworte durch die ausdrückliche Trennung von Stil und Dichtung - von<br />

jeglicher formalen und inhaltlichen Verbindlichkeit bezüglich fremder Stile, Yang hält aber,<br />

anders als <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> (und Hu Zi), an der Gültigkeit <strong>des</strong> Sammelbegriffes „<strong>Jiang</strong>xi“ eindeutig<br />

fest.<br />

268 Yang, Wanli; Chengzhai ji; in: Si bu cong kan chu bian suo ben, Taibei 1967; J. 79, S. 666-667<br />

269 Günther Debon erklärt in der Einleitung zu seiner Übersetzung der ebenfalls um 1200 entstandenen Poetik<br />

Canglang shi hua („Canglangs Gespräche über die Dichtung“) das Wort „Geschmack“ (wei) bzw.<br />

„Nachgeschmack“ (yu wei) als Schlüsselbegriff eines für die Ästhetik der Song charakteristischen<br />

„Transzendenz-Gedankens“, der betont, daß Kunst ihre Wirkung erst jenseits ihrer Form erreicht.(Debon,<br />

Günther; Ts’ang-lang’s Gespräche über die Dichtung; Wiesbaden 1962, S. 25ff.) <strong>Das</strong> beantwortet indirekt die<br />

Frage, wieso Yangs Argumentation hier darauf hinausläuft, die Suche nach stilistischen Ähnlichkeiten zwischen<br />

Dichtern für müßig zu erklären. Der „Geschmack“ als Eigenschaft jenseits der visuellen „Form“ „verknüpft“ die<br />

Stile, noch vor jeder Möglichkeit eines Vergleichs anhand äußerer Merkmale.<br />

270 BSJ; S. 67, Abschnitt 17<br />

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