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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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<strong>des</strong> Einzelschicksals in einer durch die Dichtung verwirklichten Geistesgemeinschaft seinen<br />

Sinn findet.<br />

2. Geleitgedicht im Alten Stil für Xiang Anshi<br />

Wir haben soweit nicht nur gesehen, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zur „Welt“ eine „Gegenwelt“ entwirft,<br />

sondern daß letztere auch näher bezeichnet wird: es ist nicht die stille und sich selbst<br />

genügende Landschaft der Felder und Gärten, die in dem, nach ihr benannten und auf Tao<br />

Yuanmig zurückgehenden Genre den sich selber suchenden Geist <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> aufnimmt. Es<br />

ist kein religiöses Ideal und auch nicht die menschenleere, gewaltige Natur, die, wie etwa in<br />

den Exildichtungen eines Liu Zongyuan, die rastlose und fast resignierte Seele beruhigt 364 ,<br />

sondern es ist allein die Dichtung, die in diesen und allen anderen ihr zur Verfügung<br />

stehenden Topoi dem inneren Wesen <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>, das in der „Welt“ verlassen bleibt, seine<br />

wirkliche Existenz ermöglicht.<br />

In den Gedichten, die, den Titeln zufolge, an Wang Mengyu gerichtet sind 365 , überwiegt<br />

ein Ton ehrerbietigen Vertrauens auf <strong>des</strong>sen Fähigkeit, seine innere Freiheit in allen<br />

Situationen zu bewahren. <strong>Das</strong> ließe sich als Ursache für das in beiden Texten zu<br />

beobachtende, zunächst unauffällige Einflechten <strong>des</strong> Gedankens und seine mehr oder weniger<br />

plötzliche Enthüllung am Schluß anführen: <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> möchte den, auch dem anderen<br />

wohlbekannten Grund ihrer gegenseitigen Verbundenheit - nämlich daß beide in der Dichtung<br />

ihre Heimat sehen - zunächst hinter einem Schleier aus äußeren Widersprüchen und<br />

Unklarheiten verborgen halten, um ihn am Schluß <strong>des</strong> Gedichtes mühelos zu lüften.<br />

Stilistisch verschieden sieht es dagegen in dem folgenden, an den uns aus dem ersten<br />

Kapitel bereits bekannten Xiang Anshi alias Pingfu gerichteten, Geleitgedicht aus. Nachdem<br />

die beiden Dichter 366 in Hangzhou miteinander bekannt geworden waren, wurde Xiang 1195<br />

364 Liu gilt als einer der Urheber jener Form von Landschaftspoesie, deren Gegenstand die große und<br />

unbezähmte Natur ist. Zu den berühmtesten Gedichten dieses Genres von seiner Hand zählen der oben<br />

übersetzte Vierzeiler „Fluß im Schnee“ und ein Sieben-Silben-Vers im Alten Stil mit dem Titel „Der alte<br />

Fischer“ (Yu weng; vergleiche: TSS; J. 2, S. 141; Übersetzung: Klöpsch; Der seidene Faden; Nr. 245). Seine<br />

Lyrik hat in diesem Punkt ein wichtiges Pendant in der Landschaftsprosa, die während <strong>des</strong> Exils in Yongzhou<br />

(Hunan; 806-815) entstand. In ihnen wird die Beschreibung der menschenleeren, wilden Natur zur<br />

EnTBDhlüsselung <strong>des</strong> menschlichen Schicksals, ein Konzept, das nicht nur für spätere Landschafts- und<br />

Reisebeschreibungen grundlegend wurde, bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> aber nicht übernommen wird. (vergleiche: Zhonghua<br />

shuju (Hg.); Liu Zongyuan ji; Beijing 1979; J. 28, 29 & Strassberg, Richard E.; Inscribed Landscapes - Travel<br />

Writing from Imperial China; Berkeley/Oxford 1994, S. 139-147)<br />

365 Ihre Aufnahme in eine öffentliche Gesamtausgabe seines poetischen <strong>Werk</strong>s durch den Dichter macht deutlich<br />

genug, daß die Gültigkeit <strong>des</strong> Gesagten von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> nicht allein zwischen sich und dem unmittelbar<br />

Angeredeten beansprucht wurde.<br />

366 Xiang ist der Nachwelt in erster Linie als philosophischer Autor bekannt. Seiner Zeit war er aber ein ebenso<br />

anerkannter Dichter und mischte sich auf Seiten der Zhu-Xi-Partei in politische Händel ein, was ihn<br />

vorübergehnd aus der Laufbahn warf.<br />

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